Wenn Gott vollkommen gut ist, warum gibt es so viel Böses? Ein Kommentar von Doz. P. Dr. Dominikus Kraschl OFM
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Wenn Gott vollkommen gut ist, warum gibt es so viel Böses?

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Coenobium
Gott lässt das Böse zu, um größere Güter zu erreichen, wie die Freiheit des menschlichen Willens und die Möglichkeit zur Tugendhaftigkeit. Durch das Überwinden des Bösen und das Leiden wächst der Mensch in seiner Beziehung zu Gott und in seiner moralischen und spirituellen Entwicklung
Kraschl Dominikus
Die große Frage ist dabei immer, ob es nicht auch anders ginge...
Seidenspinner
Aus einer mehr mystischen Sicht: Johannes vom Kreuz betrachtet das Leid als einen notwendigen Prozess der spirituellen Läuterung. In der "Dunklen Nacht der Seele" beschreibt er, wie die Seele durch Phasen tiefster Dunkelheit und Verlassenheit geht. Diese Zeiten des Leidens sind nach Johannes notwendig, um die Seele von ihren Anhaftungen und Unvollkommenheiten zu reinigen. Durch diese "dunkle Nacht …Mehr
Aus einer mehr mystischen Sicht: Johannes vom Kreuz betrachtet das Leid als einen notwendigen Prozess der spirituellen Läuterung. In der "Dunklen Nacht der Seele" beschreibt er, wie die Seele durch Phasen tiefster Dunkelheit und Verlassenheit geht. Diese Zeiten des Leidens sind nach Johannes notwendig, um die Seele von ihren Anhaftungen und Unvollkommenheiten zu reinigen. Durch diese "dunkle Nacht" wird die Seele letztlich zur Vereinigung mit Gott vorbereitet. E
michael7
Ergänzend wäre hier zu sagen, dass es eigentlich nur aus unserer beschränkten Perspektive heraus und besonders nach dem Sündenfall, der uns auch in unserem Erkennen beeinträchtigt hat, nicht möglich ist, immer klar zu erkennen, was denn die beste aller Welten wirklich ist oder sein könnte.
Grundsätzlich hat Gott jedoch alles in einer unendlichen Vollkommenheit erschaffen. Denn alles, was Gott tut …Mehr
Ergänzend wäre hier zu sagen, dass es eigentlich nur aus unserer beschränkten Perspektive heraus und besonders nach dem Sündenfall, der uns auch in unserem Erkennen beeinträchtigt hat, nicht möglich ist, immer klar zu erkennen, was denn die beste aller Welten wirklich ist oder sein könnte.
Grundsätzlich hat Gott jedoch alles in einer unendlichen Vollkommenheit erschaffen. Denn alles, was Gott tut, ist vollkommen. Das betont die Heilige Schrift schon ganz am Anfang in der Schöpfungsgeschichte, dass Gott sah, dass Seine Schöpfung "gut", also letztlich vollkommen ist.
Auch wenn wir das Leid nicht immer sofort als sinnvoll erkennen, so können wir dennoch erkennen, dass es in einer in Sünde gefallenen Welt doch einen Sinn haben kann. Diese Fügung ist keine "Unvollkommenheit" der Schöpfung und damit des Schöpfers, sondern erschließt sich unserem beschränkten Verständnis nur nicht so einfach.
Wenn es grundsätzlich keine "beste aller Welten" geben könnte, also eine Welt ohne Sünde und Leid grundsätzlich undenkbar wäre, dann könnte es auch keine wahre Erlösung von Sünde und Leid in einer jenseitigen Welt nach dem Tode geben.
Lisi Sterndorfer
Thomas Aquinas erkannte die Existenz des Übels an, sowohl physisches als auch moralisches Übel. Er unterschied zwischen natürlichem Übel (Leiden und Katastrophen) und moralischem Übel (Sünden und böse Handlungen).
Aquinas argumentierte, dass moralisches Übel auf den freien Willen der Menschen zurückzuführen sei. Ohne freien Willen wäre keine echte Tugend oder moralische Güte möglich.
Für Aquinas …Mehr
Thomas Aquinas erkannte die Existenz des Übels an, sowohl physisches als auch moralisches Übel. Er unterschied zwischen natürlichem Übel (Leiden und Katastrophen) und moralischem Übel (Sünden und böse Handlungen).

Aquinas argumentierte, dass moralisches Übel auf den freien Willen der Menschen zurückzuführen sei. Ohne freien Willen wäre keine echte Tugend oder moralische Güte möglich.

Für Aquinas war Übel kein eigenständiges Prinzip, sondern ein Mangel an Gutem. Er sah das Übel als Teil des größeren göttlichen Plans, der letztlich auf das größere Gute ausgerichtet ist. Manche Übel könnten unmittelbare negative Effekte haben, aber in Gottes umfassendem Plan würden sie zu einem höheren Gut führen.

Leiden und Herausforderungen könnten laut Aquinas zur spirituellen und moralischen Entwicklung des Menschen beitragen. Sie bieten Gelegenheiten zur Tugendhaftigkeit und stärken den Charakter.
Kraschl Dominikus
Eine wichtige Überlegung!
Katja Metzger
Zusätzlicher Gedanke: Das jüngste Gericht wird nicht nur die Menschheitsgeschichte aufrollen. Es ist auch eine implizite Verteidigung Gottes, weil danach alle sehen werden: Nichts Böses hat einem Guten geschadet.
Lisi Sterndorfer
Gibt es den Gedanken von einem Theologen ausgefaltet?
Katja Metzger
Ende von Hiob - als er Gott sah, hatte er keine Fragen mehr (also war alles klar).
Katrin Kaufmann teilt das
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Der Artikel von P. Dominikus Kraschl behandelt die Frage, wie der Glaube an einen liebenden Gott mit der Existenz von Übel und Leiden in der Welt vereinbar ist. Kraschl erläutert verschiedene Aspekte dieser Theodizee-Frage und gibt dabei folgende Hauptpunkte an:
Definition von Übel: Übel wird als das Fehlen einer Vollkommenheit beschrieben, die eine Realität haben sollte. Es wird zwischen moralischen …Mehr
Der Artikel von P. Dominikus Kraschl behandelt die Frage, wie der Glaube an einen liebenden Gott mit der Existenz von Übel und Leiden in der Welt vereinbar ist. Kraschl erläutert verschiedene Aspekte dieser Theodizee-Frage und gibt dabei folgende Hauptpunkte an:
Definition von Übel: Übel wird als das Fehlen einer Vollkommenheit beschrieben, die eine Realität haben sollte. Es wird zwischen moralischen Übeln (wie Mord) und natürlichen Übeln (wie Erdbeben) unterschieden.
Freiheit und Verantwortung: Der heilige Augustinus argumentierte, dass Gott moralische Übel zulässt, um den Menschen die Freiheit zu geben, sich für oder gegen ein Leben mit Gott zu entscheiden. Diese Freiheit ist notwendig für echte Liebe und moralische Verantwortung.
Natürliche Übel: Natürliche Übel sind Teil der stabilen, kausalen Ordnung der Welt, die verantwortliches Handeln ermöglicht. Würde Gott ständig intervenieren, wäre diese Ordnung gestört.
Unvollkommenheit der Welt: Es wäre falsch zu erwarten, dass Gott eine perfekte Welt erschafft. Eine von Gott verschiedene Welt wird immer unvollkommen sein, da nur Gott vollkommen ist.
Mögliche Welten: Es gibt keine "beste aller möglichen Welten". Jede Welt könnte immer noch eine bessere haben, was die Forderung nach der besten Welt sinnlos macht.
Objektives Gut und Böse: Ohne Gott gäbe es keine objektiven moralischen Werte und Pflichten. Wenn es also objektives Böses gibt, weist dies auf einen absoluten Maßstab des Guten hin, den wir Gott nennen.
Leiden und Liebe: Der Sinn des Lebens besteht aus christlicher Sicht darin, in der Liebe zu wachsen und sich in Freiheit für ein Leben mit Gott zu entscheiden. Wahre Liebe ist mit Leiden verbunden, und dieses Leiden wird im Eschaton (Endzeit) einen Sinn bekommen.
Kraschl schließt, dass es vernünftig ist anzunehmen, dass die Übel in der Welt mit Gottes Natur vereinbar sind, auch wenn wir die genauen Gründe dafür nicht vollständig verstehen können. Der Glaube gibt Hoffnung und Zuversicht, dass das Leiden in der gegenwärtigen Zeit nicht umsonst ist und letztlich zu einer größeren Herrlichkeit führt.