Lehmann fordert Richtungsänderung im Vatikan: „kleinliche Zensur“
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Für «nicht ganz geglückt» hält Lehmann die Internationalisierung des päpstlichen Leitungsapparats. Es reiche nicht aus, nur Ausländer nach Rom zu berufen, «wenn unter Umständen nicht alle Fähigkeiten da sind». Auch das Mittel der Bischofssynode werde nicht ausreichend genutzt, um Führungsaufgaben innerhalb der katholischen Kirche wahrzunehmen und zu verteilen.
Kritisch sieht der Kardinal auch einen wachsenden Einfluss des Vatikan auf die Ortskirchen. Dass Rom die deutsche Übersetzung des Messbuchs oder die Arbeiten an einem neuen Gesangbuch «kleinlich zensiert», nannte Lehmann einen «Einbruch in das Liturgierecht», den man sich «eigentlich nicht gefallen lassen darf». Auch viele Voten aus der Würzburger Synode der deutschen Bistümer von 1971 bis 1975 seien seitens des Vatikan unbeantwortet geblieben.
Die Gefahr eines dauerhaften Zerwürfnisses der Kirche sieht Lehmann gleichwohl nicht. Gerade die Würzburger Synode habe gezeigt, dass es «da und dort gelungen ist, die Streithähne wieder zusammenzubringen». Debatten habe es vor und nach dem Konzil gegeben, weil dort manches «nicht zu Ende gedacht» worden sei. «Die Auseinandersetzung selber hat mich nicht gestört, aber der Stil, der manchmal da war», so Lehmann.
In dem von den deutschen Bischöfen angestoßenen Dialogprozess mahnte der Mainzer Kardinal eine stärkere Auseinandersetzung mit Inhalten an. Dialog um des Dialogs willen sei auf Dauer zu wenig. Am Ende komme man um eine «intensive Textarbeit» und ein «Ringen um jedes Wort» nicht herum. Was den Umgang der Kirche mit wiederverheirateten Geschiedenen anbelangt, so sagte Lehmann, er habe den Eindruck, dass man in Rom Handlungsbedarf sehe. «Aber ich würde natürlich nicht sagen, dass da in der Zeit nichts realisiert worden ist.»