@Stelzer Das Charisma der Unfehlbarkeit hindert jeden Papst daran, bei der Ausübung des feierlichen Lehramtes
(magisterium extraordinarium sive solemne) einen irrigen Satz zu verkünden. Es kann darum keine falschen Dogmen geben. Das
magisterium ordinarium hat zwar nicht diese absolute Garantie, genießt aber dennoch den göttlichen Beistand und wird, auch wenn es zu zeitweiligen Unklarheiten kommen kann, die Gläubigen nicht auf Dauer in die Irre leiten.
Das führt im vorliegenden Falle zu der eigenartigen Situation, daß Franziskus nicht antworten kann, was er wohl antworten möchte, ohne sich außerhalb der kirchlichen Lehrtradition zu stellen und sich damit als oberster Lehrer zu disqualifizieren; er will aber nicht antworten, was die Lehrtradition ihm vorschreibt, weil damit alles beim Alten bliebe. Darum läßt er es in der Schwebe und verschiebt so die Verantwortung auf die Einzelnen und die Seelsorger. Eine andere Erklärung für sein Schweigen sehe ich auch nicht.