Guntherus de Thuringia
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[8/15] Christlicher Zionismus: Wie Scofield die Bibel verdrehte, um dem Zionismus gefällig zu sein

Ich weiß: einige werden argumentieren, dass Scofields Anmerkungen viele theologisch gesunde Äußerungen enthalten. Natürlich tun sie das, denn Lügen sind viel effektiver, wenn sie mit Wahrheiten vermischt werden. Die Bibel warnt uns, dass "ein wenig Sauerteig den ganzen Teig durchsäuert" (Galater 5,9) und dass wir uns "vor dem Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer hüten sollen!" (Matthäus 16:6). Scofields wichtigste Mission war es, seine Bibel mit dem Zionismus in Einklang zu bringen. Im Mittelpunkt stand dabei die Entstellung der Verheißungen, die Gott Abraham (dem Vorfahren sowohl der alten Hebräer als auch der Araber) in Genesis 12,1-3 gegeben hatte:

Der HERR aber hatte zu Abram gesagt: Gehe aus deinem Lande und aus deiner Verwandtschaft und aus deines Vaters Hause in ein Land, das ich dir zeigen will; und ich will dich zu einem großen Volk machen und will dich segnen und deinen Namen groß machen, und du sollst ein Segen sein: Und ich will segnen, die dich segnen, und verfluchen, die dich verfluchen; und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter der Erde.

Obwohl das Wort "dich" im Hebräischen in der Einzahl steht,15 machte Scofield einen Schnellschuss, indem er es in die Mehrzahl umwandelte und den Segen auf moderne Juden anwendete. Er schrieb in seinen Anmerkungen:

"Und verfluche den, der dich verflucht." Wunderbar erfüllt in der Geschichte der Zerstreuung. Es ist den Menschen, die den Juden verfolgten, durchweg schlecht ergangen - und gut denjenigen, die ihn beschützten. Die Zukunft wird diesen Grundsatz noch deutlicher beweisen.16

Das Urheberrecht an der Scofield Reference Bible lag bei der Oxford University Press, nicht bei Scofield. Dies gab dem Verlag die Lizenz, seine Worte in späteren Auflagen zu ändern. Oxford gab 1967 (zeitgleich mit dem Sechstagekrieg und der Einnahme Jerusalems durch Israel) eine überarbeitete Ausgabe heraus. In dieser Version wurde Scofields Zionismus auf die Spitze getrieben und zum Beispiel dieser Satz zu den obigen Worten hinzugefügt: "Eine Nation, die die Sünde des Antisemitismus begeht, wird unweigerlich gerichtet werden." Die Bibel spricht natürlich nie von "der Sünde des Antisemitismus".

In 1. Mose 15,18 beschrieb Gott das Land, das er Abraham und seinen Nachkommen geben wollte:

Am selben Tag schloss der Herr einen Bund mit Abram und sprach: Deinen Nachkommen habe ich dieses Land gegeben, vom Strom Ägyptens bis zum großen Strom, dem Euphrat.

Auf Herzls zionistischen Kongressen wurden Pläne geschmiedet, das gesamte Land vom Nil bis zum Euphrat zu beanspruchen.


Groß-Israel

Damit wird "Groß-Israel" abgegrenzt; die Flüsse Euphrat und Nil sind die beiden blauen Streifen auf der israelischen Flagge. Sie umschließen einen Stern, der traditionell im Satanismus verwendet wird, mit sechs Spitzen, sechs Dreiecken und einem Sechseck (sechsseitig) in der Mitte - 666.

Um die Christen davon zu überzeugen, dass die Zionisten weiterhin ein Anrecht auf dieses Land haben, machte Scofield Gottes Verheißung "bedingungslos". Er schrieb:

Für Abraham und seine Nachkommen ist es offensichtlich, dass der Abrahamsbund eine große Veränderung bewirkte. Sie wurden eindeutig die Erben der Verheißung. Dieser Bund ist gänzlich gnadenhaft und bedingungslos. Die Nachkommen Abrahams brauchten nur sich in ihrem eigenen Land zu halten, um jeden Segen zu erben.17

Doch wie jeder Bibelstudent weiß - oder wissen sollte -, waren die Verheißungen Gottes an die Hebräer immer an ihren Glauben als Bedingung geknüpft. Als Mose die Hebräer aus Ägypten herausführte, erlaubte Gott ihnen nicht einmal, das Land zu betreten, weil ihnen der Glaube fehlte. Stattdessen waren sie gezwungen, zunächst vierzig Jahre lang in der Wüste zu wandern. Glauben Sie, dass die heutigen "Israeliten" Gott gegenüber treuer sind als die zur Zeit Moses?

Die Gay Pride Parade 2016 in Tel Aviv. Tel Aviv wurde zur Schwulenstadt Nummer eins in der Welt gewählt. Sieht das nach biblischer Heiligkeit aus?

Jeder, der glaubt, dass Gottes Verheißungen an Israel "bedingungslos" waren, sollte Deuteronomium 28 lesen, in dem eindeutig Segnungen für Gehorsam aufgezählt werden, denen Flüche für Ungehorsam die Waage halten. Was hielt Johannes der Täufer von dem Anspruch auf ein "bedingungsloses" Erbe? Er sagte den Pharisäern: "Und glaubt nicht, dass ihr bei euch sagen könnt: 'Wir haben Abraham zum Vater'. Ich sage euch: Aus diesen Steinen kann Gott dem Abraham Kinder erwecken. (Matthäus 3,9). Jesus sagte: "Darum sage ich euch: Das Reich Gottes wird von euch genommen und einem Volk gegeben werden, das seine Früchte bringt." (Matthäus 21,43)

Scofield erweckte auch den Anschein, dass die Bibel eine zukünftige Rückkehr der Juden nach Palästina prophezeie, um der Balfour-Erklärung und der späteren Staatlichkeit Israels die Illusion "erfüllter Prophezeiungen" zu geben. Seine Anmerkungen verkündeten:

Das Geschenk des Landes wird durch Prophezeiungen von drei Enteignungen und Wiederherstellungen modifiziert . . . . Zwei Enteignungen und Wiederherstellungen haben sich bereits erfüllt. Israel befindet sich nun in der dritten Zerstreuung, aus der es bei der Rückkehr des Herrn als König unter dem davidischen Bund wiederhergestellt werden wird.18

Scofields Behauptung von drei Wiederherstellungen ist unbiblisch. Die Bibel prophezeit nur zwei Wiederherstellungen: die ursprüngliche Wanderung der Hebräer aus Ägypten in das Gelobte Land unter Mose und die Rückkehr aus dem babylonischen Exil, die in den Büchern Esra und Nehemia beschrieben wird. Um seine Behauptung zu untermauern, benutzte Scofield Verse, die sich auf die Rückkehr von Esra und Nehemia oder auf das Kommen Christi beziehen, aber nirgendwo sagt die Bibel eine dritte Rückkehr der Juden nach Palästina voraus, es sei denn, man bedient sich (wie Scofield es tat) phantasievoller Logiksprünge.

Eine Kardinalregel des Scofieldschen Dispensationalismus ist die Behauptung, dass jede biblische Prophezeiung, die sich in der Vergangenheit nicht erfüllt habe, noch auf ihre zukünftige Erfüllung warte. Über Gottes Verheißung, Abrahams Nachkommen das Land vom Nil bis zum Euphrat zu geben, schrieb Scofield: "Es ist wichtig zu sehen, dass die Nation das Land unter dem bedingungslosen Abrahamsbund noch niemals eingenommen hat, noch hat sie jemals das ganze Land besessen".19

"Wichtig", Scofield? Wichtig für wen? Nur für deine zionistischen Herren. Obwohl behauptet wird, dass die im Buch Josua beschriebenen Eroberungen den Hebräern nicht das ganze Land gegeben hätten und somit Gottes Verheißung an Abraham bis in die Zukunft "unerfüllt" geblieben sei, widerlegt dies eine sorgfältige Lektüre der Bibel. In Josua 21,43-45 heißt es:

So gab der HERR Israel das ganze Land, von dem er geschworen hatte, es ihren Vätern zu geben, und sie nahmen es in Besitz und wohnten darin. Und der HERR verschaffte ihnen Ruhe ringsum, ganz so, wie er ihren Vätern geschworen hatte; und keiner ihrer Feinde konnte vor ihnen bestehen, sondern der HERR gab alle ihre Feinde in ihre Hand. Es fehlte nichts an all dem Guten, das der HERR dem Haus Israel verheißen hatte; alles war eingetroffen.

1 Könige 4,21 [5,1] bezeugt, dass die Israeliten über das gesamte Gebiet herrschten, das Herzl als "Groß-Israel" vorschwebte:

So war Salomo Herrscher über alle Königreiche, vom [Euphrat-]Strom bis zum Philisterland und bis an die Grenze Ägyptens; sie brachten ihm Abgaben und dienten ihm sein Leben lang.

Somit widerlegt die Bibel selbst Scofields Behauptung, die Verheißung sei nie erfüllt worden, was vermeintlich die moderne zionistische Eroberung Palästinas rechtfertigt.

***

Originalartikel: The War on Christianity, Part II: The Abomination and Blasphemy of Christian Zionism | James Perloff
Guntherus de Thuringia
Eine ausführlichere biblisch-theologische Argumentation, insbesondere im Hinblick auf "Abraham und seine Nachkommenschaft (sein Same)" enthält der Artikel: [4] Original: Catholic Zionism: Contradiction in Terms
Guntherus de Thuringia
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