Warum Katholiken aus der Kirche austreten sollten. Jetzt!
In den letzten Monaten kommen immer mehr Gläubige zu mir, um mich um Rat zu fragen. Nicht nur persönlich, sondern auch per Telefon und Email, auch viele die gar nicht zu meinem eigenen Schafstall zu rechnen wären, weil sie von ihrem eigenen Hirten sozusagen dem Schlächter zugeführt werden sollen.
Viele gläubige, praktizierende Menschen haben immer mehr Schwierigkeiten mit der Kirche. Den meisten gebe ich den Rat, aus der Kirche auszutreten, und weiterhin katholisch zu bleiben, die heiligen Sakramente zu empfangen und sich ganz besonders um den rechten Glauben zu mühen.
Das kann je nach Fall (und Beruf) variieren, denn es gibt Situationen in denen man ein „sauberes“ Taufzeugnis braucht, ohne den Eintrag „ausgetreten“. Dann wäre es vielleicht unklug auszutreten. Aber in den allermeisten Fällen rate ich zum Kirchenaustritt.
Warum? Erstens sind die Bedingungen nach Jesus Christus zwei: … „wer glaubt, und sich taufen lässt“. Von Kirchensteuer steht in der gesamten Heiligen Schrift nicht ein Wort, weder direkt noch indirekt. Also kann es nicht notwendig zur Kirchenzugehörigkeit sein, erst recht nicht heilsnotwendig. Nirgends!
Zweitens kenne ich die Verwendung der Kirchensteuer lange genug um zu sehen, wie missbräuchlich sie verwendet wird. Ich sehe das Finanzgebaren der Diözesen seit vielen Jahren sozusagen direkt und „von innen“. Vom aller Innersten!! Die Leute meinen gutgläubig, „für die Anliegen der Kirche“ einen Beitrag zu zahlen. Sie meinen, dass sie damit zur Ausbreitung des Glaubens beitragen. Indirekt zum Seelenheil anderer Menschen beisteuern. In diesem Glauben werden sie gelassen und bewusst hineingeführt. Gerade auch durch (teure) „Werbeaktionen“ die auf Plakaten oft Schwestern in afrikanischen Missionen oder Priester in Missionsgebieten zeigen. Doch das, was die Bilder am meisten zeigen, dorthin geht das wenigste Geld.
Der Großteil der kirchlichen Steuereinnahmen wird in die Selbsterhaltung eines übermäßig aufgeblähten Apparats investiert. Fast alles geht in die Löhne zigtausender, überflüssiger, kirchlich Angestellter, die selbst oft keine praktizierenden Katholiken sind. Den allergrößten Teil des kirchlichen Verwaltungsapparates bräuchte es gar nicht wirklich, man erfindet sich in der Kirche oft selbst (kostenintensive) Projekte und Aktionen, die keiner braucht und der Kirche nichts Essentielles bringen (jedenfalls keine Glaubensausbreitung, sondern maximal Bespaßung). Man muss die eigenen Angestellten beschäftigen, ihren warmen Bürositz ohne Output begründen, und deshalb erfindet man immer wieder neue Aktivitäten und Kampagnen, nur um die eigene Existenz zu rechtfertigen. Und das kostet. Es kostet enorm! Zig Millionen!
Für jeden Laientheologen, der heute die Uni verlässt, wird wenn nötig ein eigener Posten geschaffen. Egal ob gebraucht, sinnvoll oder nicht. Der kirchliche Verwaltungsapparat ist aufgebläht wie eine Dampfnudel.
Drittens sind viele dieser kirchensteuerfinanzierten Aktionen direkt dem Katholischen entgegengesetzt. Man finanziert daher viel eher eine Glaubenszerstörung als eine Glaubensverbreitung. Wir verwalten den Abfall.
Und hat eine Pfarrei einmal berechtigte Mehrkosten, etwa weil Renovierungen vorzunehmen sind, gibt es maximal ein paar minimale „Zuschüsse“ die wie „Kaffeegeld“ wirken; der Rest muss erst recht wieder eigens aufgebracht werden, weil die Gelder (die die Gläubigen eingezahlt haben) von den Bistümern ja lieber in sinnlose Aktionstage, fragwürdige Vereinigungen und dubiose Projekte, oder etwa in den Ankauf von Schiffen investiert werden, mit denen dann muslimische Immigranten von Afrika nach Europa abgeholt werden.
Würde eine komplette Pfarrei „austreten“ und das Geld anstatt dessen direkt der Pfarrei vor Ort spenden, hätten wir lauter warme Kirchen, schön restauriert, und ohne weitere Extra-Sammlungen würden auch zahlreiche Pfarranlässe stattfinden können. Denn auch das muss einmal gesagt werden: die Restauration alter Kirchen wird viel weniger begünstigt als deren Modernisierungen/Entkatholisierung/Ausräumung.
Die Kirchensteuer hat über die Jahrzehnte hinweg den Eindruck erweckt, als ob man „Mitglied“ der Kirche sein könne, wie in einem Verein, in dem man auch gewisse Rechte hat und in dem man durch die Entrichtung des Vereinsbeitrages demokratische Rechte hat. Was und ob man glaubt zählt nicht, sondern nur die Geldzahlung gibt an, ob man katholisch ist oder nicht. So wird es suggeriert und blind geglaubt.
Diesen festgesetzten, und dennoch falschen Eindruck kann man nur loswerden, indem man die verpflichtende Kirchensteuer abschafft und durch vollkommen freiwillige Beiträge ersetzt. Aus zahlreichen Begebenheiten und Gesprächen hinter verschlossenen Mauern kann ich versichern: viele Mitglieder der kirchlichen Hierarchie sind vollkommen desinteressiert am Seelenheil der Gläubigen, sondern haben es viel mehr auf deren Geld abgesehen. Denn für sie gilt: money makes the church go around. Nicht das eucharistische Opfer – sondern das Geld. Ich kenne meine Kollegen, und viele verlachen die Frommen!
Ich erinnere mich noch gut an die süffisante Aussage eines (liberalen) Prälaten der spöttisch sagte: „macht halt eine Sammlung, die dummen Frommen werdet ihr schon rumkriegen zu zahlen“. Er genoss Vertrauen.
Mir sind auch Fälle von Pfarreien mit sehr wohlhabenden Personen (und Witwen) bekannt, in denen Obere sozusagen den „Auftrag“ geben, in diesen Kreisen Geld zu lukrieren: „Geht hin, und sammelt Geld für uns!“
Der Kirche geht es heute nicht mehr um die rechte Darbringung des eucharistischen Opfers. Es geht vielen nicht mehr um das Seelenheil, das sie höchstens noch überheblich belächeln. Aber „Kirche“ ist eben ein sehr lukratives Geschäft (für die die auf der „rechten“, d.h. linken Seite stehen). Die Bistümer wollen nur Geld!
Die ablehnende Entscheidung des Heiligen Stuhles zur Koppelung Kirchengliedschaft-Kirchensteuer kam bereits 2006 (von einem bayerischen Papst) – sie wurde verschwiegen, nie umgesetzt und der Kenntnis der Gläubigen bewusst und vorsätzlich vorenthalten. Die Bistümer wollen letztlich Geld, nicht Glauben. Und dies lässt sich in unzähligen Einzelfällen nachweisen. Bistümer klagen, wenn man nicht zahlt, nicht bei Unglauben!
Exemplarisch sei hier nur ein besonders aktuelles Beispiel angeführt:
In den letzten Jahren hat die Kirche oft Polemik geschürt, indem sie sagte, sie wolle keine Kirche des Dogmas oder moralischer Verbote sein, sondern eine „Kirche des Lazaretts“, „nahe bei den Menschen, vor allem den Leidenden, Einsamen und Kranken“, am besten noch „am Rande der Gesellschaft“. Über diese (manipulativen und populistischen) Schlagwörter gäbe es viel Entlarvendes zu sagen, aber dazu ist hier nicht der Rahmen.
Als es aber sozusagen ernst wurde, und (wider aller Erwartung) mit den Corona-Gesetzen plötzlich doch diese Lazarett-Situation eintrat: wo ist da die Kirche gewesen? Sie hat sich in ihr Mauseloch (freiwillig) zurückgezogen und gleichsam gesagt: „macht mal, wir kommen wieder wenn alles vorbei ist“. In Österreich etwa hat die Regierung ausdrücklich die Messen erlaubt, und es waren die Bischöfe selbst (!!) die selbige verboten haben. Die Kirche hat uns selbst um den Glauben betrogen, und dabei auch um euer Geld!
Folglich ist das, was die Kirche anbietet, anscheinend doch nicht so wichtig und essentiell. Es ist - wie man eindeutig sieht - verzichtbar. Also doch nicht das „Zentrum unseres christlichen Lebens“, denn das Zentrum ist das allerletzte was man aufgeben kann. Die Kirche selbst sagt uns, sie nicht allzu ernst zu nehmen!
Die barmherzige Kirche hat die Gläubigen, als viele von ihnen besonders in Not waren, stiefmütterlich alleingelassen. Eiskalt und unnachgiebig. Plötzlich war sie weder in der Peripherie noch im Lazarett zu finden – weil sie es selbst nicht wollte. Alle vorherigen Beteuerungen waren nur leere Worthülsen. Es gab nicht einmal Ansätze, um den Gläubigen, die es wünschen, eine würdige Messe anzubieten. Nicht wichtig. Weg!
Und obwohl über weite und wichtige Teile des (Kirchen)Jahres die Kirche nicht ihren heiligen Pflichten nachgekommen ist, fordern sie von den Gläubigen (von denen sehr viele in „Pandemie“-bedingten finanziellen Schwierigkeiten sind) den gesamten Kirchenbeitrag ein.
Und sie klagt es gerichtlich ein!
Ja, es gibt Bistümer, die sogar ihre eigenen Gläubigen vor Gericht bringen und pfänden lassen, wenn sie ihre Kirchensteuer nicht bezahlen, während Häresien jedweder Art vollkommen ohne Konsequenzen bleiben!
Wenn ich den wirklich gläubigen Menschen oftmals zum staatlichen Kirchenaustritt rate, ist die letzte Frage meist dieselbe: „und was wird dann mit meinem Begräbnis?“ Diese Frage stellen auch sehr junge Leute.
Die Antwort auf diese Frage ist für viele noch immer überraschend: die Tatsache, dass man als „kirchensteuernzahlendes Kichenmitglied“ (so dumm dieser Ausdruck auch ist) aus dem Leben geschieden ist, ist heutzutage bei weitem keine Garantie mehr, von einem Priester beerdigt zu werden. Tote sind für die meisten Priester unwichtig, da sie nicht mehr zahlen. Zuvor bezahlte Kirchensteuern zählen nicht. „Keine Lust, keine Zeit, macht seit jeher die Pastoralassistentin“. Der Pfarrei zählt nur euer Erbe! Nicht die Seele.
Man hat also ein ganzes Leben lang seine Kirchensteuern gezahlt, Tausende von Euronen, und am Ende des Lebens ist dies der Kirche nicht einmal wert, einen Priester zur Beerdigung zu schicken. Welch‘ ein Armutszeugnis, aber zugleich ein weiterer Beweis, wie sehr es der Kirche um das Geld aus der Kirchensteuer geht und wie wenig ihr wirklich „die Menschen“ (die meistzitierten Kohlenstoffeinheiten der Kirche) am Herzen liegen: einmal tot, sind sie ihr nichts mehr wert. Nicht mal, sie durch einen Priester zu beerdigen.
Ich kenne persönlich Kollegen, die im Dekanat die Abmachung getroffen haben: Begräbnisse werden in der Regel von Pastoralassistenten absolviert (die eine „Ausbildung“ dazu gemacht haben, als ob es das wäre worauf es ankäme – lesen kann heutzutage ein jeder!). Und sollte es doch einmal der Pfarrer sein der notgedrungen beerdigt, dann grundsätzlich und ausnahmslos ohne ein Requiem, d.h. nur im Rahmen eines Wortgottesdienstes, um den Begräbnissen der Pastoralassistenten keine „Konkurrenz“ im Sinne eines Zwei-Klassen-Begräbnisses („mit Pfarrer und Messe“ und „nur mit Pastoralassistent und ohne Messe“) zu machen.
Wenn besonders in Städten, aber immer mehr auch auf dem Land, es dem Klerus nicht einmal mehr Wert ist, die eigenen Toten mit Totengeleit und Requiem zu bestatten, dann hat sich alles Anrecht auf finanzielle Beiträge aufgehört. Bei eurem Tod endet die Nettigkeit eurer Priester. Denn ihr zahlt dann nicht mehr!
Auch Messen gemäß den liturgischen Vorschriften sind – anscheinend - kein Anrecht mehr, ebenso wenig die religiöse Unterweisung gemäß der katholischen Lehre und vieles mehr. Die Gläubigen wurden stillschweigend aller ihrer (legitimen) Rechte beraubt, geblieben ist einzig und allein die Pflicht, der Kirche Geld abzuliefern, das aber gegen den Glauben verwendet wird, und vielfach allein dem Selbsterhalt sinnloser und glaubensfeindlicher Büros dient. Von daher stimmt der Satz doch irgendwie: „Die Kirche ist eine Mafia“!
Und die Corona-Zeit hat es nur noch deutlicher gemacht. Die Kirche interessiert nicht eure Seele, nur für Geld!
Deshalb gebe ich den besorgten Gläubigen, die häufig zu mir kommen, immer folgenden Rat: Tretet staatlicherseits aus der Kirche aus. Lebt weiterhin ein katholisches Leben, geht zur Hl. Messe, geht beichten, sucht gute Katechesen.
Wenn ihr austretet, schickt dem Pfarrer (und am besten noch der Diözesankurie als Kopie) einen Brief in dem ihr den erfolgten Austritt ankündigt (er wird uns Pfarrern nachher automatisch mitgeteilt), und erklärt kurz, ausgetreten zu sein, und dennoch dem gesamten katholischen Glauben vollumfänglich anzuhangen. Am Ende fügt das (große) Glaubensbekenntnis an und unterzeichnet es handschriftlich (am besten ihr schreibt auch Brief und Glaubensbekenntnis handschriftlich).
Spendet (nur) wenn ihr wollt, (nur) wem ihr wollt und (nur) soviel ihr wollt.
Allerspätestens jetzt, nach dem kirchlichen Corona-Verhalten, (aber nicht allein deswegen) ist für die Katholiken die Zeit gekommen aus der Kirche auszutreten, und trotzdem weiterhin als Katholiken zu leben. Für die Kirche kann es nur heilsam sein, Christus kennt keine Kirchensteuer, und jeder gute Pfarrer wird euch auch ohne Bankauszug als Paten zulassen und - wenn es einmal soweit ist - beerdigen, wenn ihr gläubig lebtet.
Bilder: Mazur/cbcew.org.uk, CC-BY-ND-ND