Weihnachtliche Einmütigkeit: Die Krippe ist bizarr

Das Gelächter über die Weihnachtskrippe auf dem Petersplatz reißt nicht ab. Kardinal Giuseppe Bertello sprach bei der Enthüllung am 11. Dezember noch von einem – Zitat - „beeindruckenden Kunstwerk“. Doch die Keramikfiguren aus den 60er und 70er Jahren ernten buchstäblich im ganzen Internet nur Spott und Hohn. „Die Krippe ist absolut grauenvoll“, schrieb der britische Historiker Tim Stanley auf Twitter. Die meisten Kommentatoren betonen die Ähnlichkeit mit den Science-Fiction-Filmen „Robot Monster“ und „Star Wars“. Die italienische Zeitung Il Messaggero findet die Krippe „bizarr“.

Geisterbahn-Atmosphäre

Die Rheinische Post bezeichnet die Krippe als düster. Maria wirke mit ihrem indisponierten Gesichtsausdruck, als müsse sie dringend zur Toilette. Die übrigen Skulpturen seien geeignet, kleinen Kindern Angst zu machen. Eine finster dreinblickende Fratze mit Darth-Vader-Helm runde die Geisterbahn-Atmosphäre ab.

Der Vatikan versteht sich auf Götzenbilder und Esel

Karl-Peter Schwarz fühlt sich auf DiePresse.com an eine Straßenbahnhaltestelle erinnert. Der Weihnachtsengel sehe aus wie ein Radiator und das Jesuskind wie ein abgespecktes Michelin-Männchen. Maria und Josef glichen altorientalischen Götzen. Schwarz sieht die Krippe als Musterbeispiel für die Anpassung der Kirche an den Zeitgeist. Zitat: „Wenn das Transzendente ausgelöscht wird, kehren die alten Götzen zurück und mischen sich mit den neuen.“ Man glaube nicht mehr an die Heilige Familie, sondern an Greta Thunberg und Carola Rackete, nicht mehr an die Hölle, aber an die Klimakatastrophe, nicht mehr an den Himmel, aber an eine multikulturelle Weltrepublik, wo sich alle lieb haben. Kleiner Trost: Ochs und Esel findet Schwarz korrekt dargestellt.

Covid-19 ist an allem schuld

Der Direktor für christliche Kunst der Erzdiözese Florenz, Monsignore Timothy Verdon, versuchte die Krippe positiv zu deuten. Vor CatholicNews.com sagte er, dass diese im Gegensatz zu sentimentalen und warmherzigen Darstellungen – Zitat – „überraschen und herausfordern“ wolle. Der Astronaut stehe an der Krippe so wie anderorts, etwa in Neapel, Politiker, Popstars und Fußballspieler. Das sei ein Zeichen, dass angeblich die ganze Menschheit zum Heiland pilgere. Verdon vermutet, dass die Kritikwelle damit zusammenhängt, dass die Menschen wegen Covid-19 leicht reizbar seien. In der angespannten Situation sei die Krippe am Petersplatz hochgeschaukelt worden.

Franziskus präsentiert alles und das Gegenteil von allem

Ob im Sinne einer Schadensbegrenzung oder einer dialektischen Gegenposition: Bei der Generalaudienz vom Mittwoch zeigte sich Franziskus vor einer wunderschönen klassischen Krippendarstellung.