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Piusbruderschaft: "Was ist zu tun?" - von Pater Christoph Maas

In einem Brief vom 1. November an die Gläubigen hat Pater Christoph Maas von der Kirche St. Joseph der Priesterbruderschaft St. Pius X. in Memmingen-Amendingen die Frage gestellt: “Was ist zu tun?” Er beantwortete sie anhand der vier Kardinaltugenden (Ausschnitt).

Was gebietet uns die Klugheit?

Die Priesterbruderschaft St. Pius X. ist heute eine von der Gesellschaft und von vielen Männern der Kirche verachtete kleine Gruppe an Streitern für Gottes allumfassende Rechte. Sie hat keine Vertreter, weder in der Politik noch in der Kirche, die ihrem Wort und ihrer Tat Gewicht verleihen. Im Gegenteil, sie ist äußerlich schwach und verletzlich.

Die Klugheit gebietet abzuwägen, sich Rat zu suchen, ein Urteil zu fällen und entsprechend dieses Urteils zu handeln.

Darum muss unsere Frage sein: Ist es klug, dass wir in diesem Moment, zum jetzigen Zeitpunkt aufstehen, um gegen eine Übermacht zu kämpfen, der wir ganz und gar ausgeliefert sind? Diese Frage beinhaltet die Frage, was wir damit überhaupt erreichen würden. Ist der Gewinn eines öffentlichen Protestes für uns und andere größer, als wenn man noch schweigt?

Diese Frage muss sehr ernstlich abgewogen werden, denn was nützt ein kleiner, ungehörter Aufschrei, wenn damit die Möglichkeit für sehr viele verloren geht, die hl. Messe zu besuchen und die Sakramente zu empfangen.

Erst wenn ein öffentlicher Widerstand mehr Früchte zu erwarten hat als die, die bei weiterem Schweigen zu verzeichnen sind, darf man sich dafür entscheiden. Diesen Zeitpunkt herauszufinden bedarf es des Gebetes und vieler Opfer, um sich der Gnade des Heiligen Geistes empfänglich zu machen.

Was gebietet die Gerechtigkeit?

Die Priesterbruderschaft St. Pius X. ist ein lebendiger, ja blühender Zweig der heiligen katholischen Kirche. Sie ist aber nicht die Kirche selbst. Das wäre ein Irrtum, gegen den sich ihr Gründer auch immer gewehrt hat.

Das Ziel der Priesterbruderschaft ist es, der katholischen Kirche das Priestertum zu bewahren mit allem, was dazugehört. Dafür wurde sie gegründet, dafür kämpft sie heute. In wechselseitiger Wirkung wurden darum Seminare und Priorate, Kapellen, Schulen, Exerzitienhäuser usw. gegründet und unterhalten. Die Gläubigen haben hier die wahre Lehre der Kirche und die Sakramente gefunden, und die Priesterbruderschaft findet hier neue Berufungen, die der Kirche die Messe aller Zeiten in eine neue Epoche hinüberretten.

Die Gerechtigkeit gebietet, Gott zu geben, was Gottes ist und dem Nächsten zu geben, was diesem zukommt.

Darum muss unsere Frage sein: Schulden wir es Gott oder dem Nächsten, dass wir jetzt aufstehen und öffentlich Widerstand leisten gegen die [Covid-19] Maßnahmen, die der Staat gegen uns erlässt? Wird Gottes Ehre geschmälert, sodass wir eingreifen müssten und diese Ehre wieder herzustellen vermöchten?

Sind wir es unseren Mitmenschen schuldig, aufzustehen wegen Maßnahmen, die noch nicht direkt gegen den Glauben gerichtet sind? Liegt es jetzt in unserer Macht, der Freimaurerei in irgendeiner erfolgversprechenden Weise Widerstand zu leisten, ohne dadurch mehr zu verlieren als diese dabei gewinnt? Diese Frage zu beantworten bedarf es wiederum der Hilfe Gottes, die es zu erflehen gilt.

Was gebietet der Starkmut?

Die Priesterbruderschaft St. Pius X. kämpft seit nunmehr fünf Jahrzehnten für die Rückkehr Roms zur unverfälschten Lehre der Kirche Christi mit allem, was damit verbunden ist. Dieser Kampf sah in all diesen Jahrzehnten immer wieder ganz anders aus, zumindest in der Wahl der Mittel.

Das ist kein Geheimnis und daran ist grundsätzlich nichts Schlechtes, da ja auch die Angriffe in ganz anderer Form geschehen sind. Ein Angreifer muss immer mit entsprechenden Waffen bekämpft werden.

Die Unwissenheit ist heute viel größer als vor 50 Jahren. Die Polemik ist viel kleiner als damals. Die Bosheit der Konzilsverteidiger in den 80er und 90er Jahren ist viel größer gewesen als die Liberalität vieler junger Priester heute.

Man kann eine Mücke mit einem Vorschlaghammer töten, wobei der Schaden durch den Hammer viel größer ist, als der, den die Mücke angerichtet hätte. Man kann jemanden, der mit der neuen Messe aufgewachsen ist, nicht behandeln wie einen Priester, der die Messe nach dem alten Ritus gefeiert und diese dann durch Clownsgottesdienste ersetzt hat.

Der Starkmut widersteht der Versuchung und gibt Kraft, die Tugend zu üben.

Darum müssen wir uns die Frage stellen: Geben wir durch unser jetziges Verhalten etwas von dem preis, was Gott uns anvertraut hat? Verlieren wir in der aktuellen Situation etwas, was man uns rauben möchte?

Oder umgekehrt: Möchte der Feind nicht viel eher, dass wir uns durch unkluges Verhalten selbst ans Messer liefern? Es ist leicht, sich aufzubäumen. Es ist leicht, in den Kampf einzutreten. Es ist leicht, „nein“ zu sagen.

Aber ist das wirklich der Wille Gottes, oder ist das nicht viel mehr unser eigener Wille, der sich da kundtut? Leisten wir wirklich positiven Widerstand in einer objektiven Sache oder ist es unsere subjektive Wahrnehmung, die sich leidenschaftlich nach außen kundtun möchte?

Noch mehr: Ist es hier eine Tugend, also ein Werk mit guter Absicht und einem positiven Ziel, oder ist es das Abschütteln einer mir widerstrebenden Sache, derer ich mich entledigen möchte? Diese Frage zu beantworten bedarf es einer ganz reinen Absicht.

Was gebietet die Mäßigkeit?

Die Priesterbruderschaft St. Pius X. muss sich seit Beginn ihrer Gründung vielerlei Schikanen erwehren und zahlreiche Beschwerlichkeiten ertragen.

Wie oft wurde ihren Priestern das Zelebrieren der hl. Messe in Kirchen verboten, wurden ihr Häuser, derer sie bedurfte, nicht verkauft! Wie groß waren und sind die Repressalien von Seiten vieler kirchlicher Würdenträger weltweit!

Der Weg der Bruderschaft ist ein Kreuzweg, für die Bruderschaft als Ganzes und für jedes ihrer Mitglieder, ja man kann sogar sagen, für alle, die ihr wohlgesonnen sind und ihr in Treue anhangen.

Muss uns das verwundern? Sind wir nicht als Glieder der Kirche mit Christus gekreuzigt? Ist nicht unser Weg zum Himmel die Nachfolge Christi, die über den Berg Golgota führt? Müssen wir uns wundern, dass wir beständig Schwierigkeiten ausgesetzt sind, wenn dies unser Herr und Heiland längst vorausgesagt hat?

Die Mäßigkeit reguliert in uns die ungeordneten Begierden. Bequemlichkeit, Genussucht, Geldgier, Pazifismus, Liberalismus, Machtstreben, Vergnügen und Wohlstand sind Begierlichkeiten, denen wir immer wieder ausgesetzt sind und die durch die Vernunft in Unterordnung unter die Gebote Gottes gebracht werden müssen.

Darum müssen wir uns die Frage stellen: Sind wir beunruhigt und aufgewühlt, weil wir unseren Glauben, die Glaubenspraxis oder die Wahrheit in Gefahr sehen, oder sind wir es, weil wir Angst haben, unser bequemes Leben aufgeben zu müssen?

Ist es wirklich die Sorge um den Glauben, die Not um die Möglichkeit, die Sakramente empfangen zu können, die unser Gemüt in heiligen Zorn versetzen oder ist es die Furcht, dass es nicht mehr so unproblematisch sein wird, den Glauben wirklich zu leben?

Bislang war der Messbesuch eben doch sehr leicht möglich für die Allermeisten. Man konnte zu der Zeit und an den Ort gehen, wo man wollte. Die Priester hatten so gut wie immer Zeit, Beichte zu hören, die Kapellen und Kirchen waren für jeden und alle zugänglich, ohne Anmeldung, ohne Warten, ohne sich aufschreiben zu lassen. Vieles davon hat sich nun geändert.

Nun müssen wir uns aber die Frage stellen: Haben wir ein Recht auf diese Bequemlichkeit? Schuldet uns Gott etwa, dass wir unseren Glauben ohne Widerstände leben und praktizieren können? Nein, ganz und gar nicht. Noch nie war es vielleicht so bequem wie in den letzten Jahrzehnten seinen Glauben zu leben. Haben wir diese Möglichkeiten genutzt? Waren wir eifrig? Wirklich eifrig?

Die Autos und Kirchen sind beheizt, die Freizeit ist so üppig wie nie zuvor, der Wohlstand und die finanziellen Mittel so umfangreich wie noch nie. Haben wir das alles uns zu Nutze gemacht, um unseren Glauben zu fördern?

Und jetzt, wenn es nicht mehr so bequem ist, gebe ich deshalb meine Praxis auf, gebe mich mit einem Livestream zufrieden, sobald irgendetwas nicht so angenehm ist wie früher? Auch diese Fragen müssen uns ehrlicherweise beschäftigen, warum nicht im Rahmen einer Gewissenserforschung?

Liebe Gläubige, lassen Sie mich zusammenfassend erwägen, wie unsere Haltung an dem heutigen Hochfest und Jubiläum sein sollte. Wir stehen im Kampf, in einem Stellungskrieg gegen die Macht der Freimaurerei.

Unsere Waffen sind das heilige Messopfer, der Rosenkranz, unsere Opfer, kurz: unsere persönliche Heiligkeit. Die Freundschaft mit Gott, die im Glauben gründet, vom Gottvertrauen lebt und sich in immer wachsender Liebe kundtut, macht uns in der heiligmachenden Gnade zu dem, was Gott von Ewigkeit für jeden von uns will, nämlich Heilige, Erben des Himmels.

Als solche müssen wir leben, als solche urteilen, als solche handeln. Wenn wir das tun, werden wir sicher zu denen gehören, die den Sieg davontragen werden. Erwarten wir diesen Sieg aber nicht auf dieser Welt, sondern in der Ewigkeit.

Mögen wir aus dem Glauben an die heiligsten Herzen Jesu und Mariens die Kraft, den Mut und die Beharrlichkeit schöpfen, damit wir mehr und mehr alles in Christus erneuern und im Vertrauen auf die Liebe, derer wir geglaubt haben, weitergeben, was wir in unaussprechlicher Gnade empfangen haben.
michael7
Eines hat er noch vergessen: Dass wir als Christen und Bürger, wenn wir diese Tugenden üben, auch verpflichtet sind, die Mächtigen an diese Grundtugenden der Gerechtigkeit, des Maßes, der Klugheit und der Tapferkeit zu erinnern und gegen ungerechte, maßlose, unkluge oder übertrieben angstbesetzte Vorschriften, die vielleicht mehr schaden als vor Schaden schützen, notfalls auch zu protestieren! …More
Eines hat er noch vergessen: Dass wir als Christen und Bürger, wenn wir diese Tugenden üben, auch verpflichtet sind, die Mächtigen an diese Grundtugenden der Gerechtigkeit, des Maßes, der Klugheit und der Tapferkeit zu erinnern und gegen ungerechte, maßlose, unkluge oder übertrieben angstbesetzte Vorschriften, die vielleicht mehr schaden als vor Schaden schützen, notfalls auch zu protestieren!
😷
Mir vsjem
" ..und nicht arglos [zu] vertrauen wie die Tauben auf den Allmächtigen..."
Geradezu lästerlich.
Rasch nach der Veröffentlichung gab es diese Zeilen im Text nicht mehr. Rührte sich doch das Gewissen?
De Profundis
Wer von ihnen war "klug"?
Edeljuwel
Perfekter Beitrag! Alles mit einem gesunden Menschenverstand aus Sicht des Glaubens betrachtet! Bravo!
Cölestine
Finde ich sehr klug und weise.
Cölestine
...die Haltung von Pater Maas.
Ratzi
Auf jeden Fall nie nie aufgeben...
Eva
Der Titel des Beitrags sollte lauten: Warum wir dem Staat nachgeben und nicht arglos wie die Tauben auf den Allmächtigen vertrauen. Klugheit meint vor allem, die ewigen Dinge im Auge zu haben - nicht die zeitlichen Güter.
Frank Walter Mann
@Lutrina Es geht um den Zeitpunkt. Wir stehen heute noch nicht "vor dem Sanhedrin" oder "vor dem Pharao". Aber in wenigen Jahren vermutlich. Dann wird der Zeitpunkt sein.
Lutrina
War es vom Hl. Stephanus klug gegen eine Übermacht zu predigen? Oder vom Hl. Athanasius gegen die Übermacht der arianischen Bischöfe? Hat Moses vielleicht klug gehandelt als er sich gegen die Übermacht der Ägypter gewandt hat?
Wo stünden wir wenn diese wie Pater Maas mehr einer weltlichen Klugheit vertraut hätten als auf Gott?
Lutrina
Für die Verkündigung der Wahrheit ist es immer der richtige Zeitpunkt.
Ganz davon abgesehen würde Pater Maas in wenigen Jahren dasselbe sagen wie heute.
Bete und arbeite shares this
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Hier geht es nicht um Aufgeben eines bequemen Lebens, sondern um lebensbedrohliche Maßnahmen durch Regierungen, die die Laien klug lösen müssen. Danke den Priestern der FSSPX für ihre umsichtige Seelsorge, hl. Messen und ihre Gebete. Das ist die beste Stärkung für diesen irdischen Kampf.
Frank Walter Mann
Klug überlegt und alles richtig dargelegt. Der Zeitpunkt ist noch nicht gekommen. Erst wenn das tägliche Opfer verboten wird (Dan 8), es verboten werden wird den Glauben zu verkünden bzw. anzunehmen (Offb.13), ist der Zeitpunkt da, das Glaubenszeugnis zur Ehre des HERRN Jesus Christus abzulegen und bereit sein zu sterben (Offb.13). Wir Laien werden folgen.
Unser Tod wird unser Sieg sein, da uns …More
Klug überlegt und alles richtig dargelegt. Der Zeitpunkt ist noch nicht gekommen. Erst wenn das tägliche Opfer verboten wird (Dan 8), es verboten werden wird den Glauben zu verkünden bzw. anzunehmen (Offb.13), ist der Zeitpunkt da, das Glaubenszeugnis zur Ehre des HERRN Jesus Christus abzulegen und bereit sein zu sterben (Offb.13). Wir Laien werden folgen.
Unser Tod wird unser Sieg sein, da uns der Satan nicht überwinden, daher vom Glauben und der Liebe zu unserem HERRN Jesus Christus bis zum Schluss nicht abbringen konnte. (1Joh)
Stefan Albrecht
Wenn ich denke was der kleine Bub Johannes Maria Vianney auf sich nahm um am Sonntag zur Hl Messe zu kommen.....