Churer Generalvikar zeigt seinem Bischof die Faust - von Don Reto Nay
Das Churer Bistum wird in wenigen Wochen vakant. Deshalb veröffentlichte Kopp am 16. Februar auf dem kirchen-offiziellen kath.ch einen Artikel unter dem Titel «Gesucht wird dringend eine Integrationsfigur». Es geht um Huonders Nachfolger, die in wenigen Monaten aktuell wird.
Kopp gehört im polarisierten Bistum zur Partei, die Begriffe wie «klug», «lauter» «Vielfalt» und «Dialog» aufs eigene Reklameschild gepinselt hat, aber von ihren Gegnern nüchterner als «Liberale» bezeichnet wird.
Sein Artikel ist eine scharfe, wenn auch indirekte Abrechnung mit Bischof Huonder.
Kopps Vorwürfe sind zahlreich, manche richtig: «wir brauchen einen Bischof, der das Bistum atmen lässt», «der sammelt», «Brücken baut», «nicht einer, der Schafe gewaltsam in den Pferch zwängt».
Man könne sich «jene Ein-Parteien-Diözese» nicht mehr erlauben. Es brauche «die anerkannte und geschätzte Vielfalt von Anschauungen und Spiritualität».
Der neue Bischof müsse «über alten Fronten stehen, nicht bloss mit Worten». Es sei an der Zeit «ein anderes Gesicht der Kirche zu zeigen».
Der Generalvikar verbittet sich den Vorwurf einer fehlenden Loyalität, denn: «Das wäre der Beweis, dass offenkundig nur eine Sichtweise erlaubt und möglich war und ist.»
Nur eine Sichtweise erlaubt? Hier tut sich ob Kopps Worten ein gähnender Abgrund auf.
Hat der klagende Kopp die Huonder’sche Schreckensherrschaft etwa im sibirischen Exil zugebracht?
Gehört Kopp nicht zu Huonders drei, vier wichtigsten Mitarbeitern und Beratern? Hat er all die Huonder-Jahre nicht problemlos durchgestanden, während die Abgänge bei Huonders «katholischen Freunden» enorm waren (Weihbischof, Regenten, Dompfarrer, Priester etc.)?
Ist Kopp nicht Mitglied des sogenannten «Bischofsrates», mit dem Huonder 90 bis 100% "seiner" Entscheidungen zu legitimieren pflegte?
Zu Zeiten der christdemokratischen Regierungen in Italien, die das Land vor den bösen Kommunisten zu schützen vorgaben, kursierte folgende Karikatur:
Ein Christdemokrat («Konservativer») und ein Kommunist («Liberaler») sitzen einander an einem kleinen Tisch Kopf an Kopf gegenüber. Sie blicken sich zornig in die Augen und bedrohen sich mit erhobener Faust. Unter der Tischplatte allerdings – geben sie sich die Hand.
Der klagende Generalvikar Kopp ist der lebendige Beweis dafür, dass das im Huonder-Bistum nicht anders war.