Niederwerfung und Unterwerfung
Die Warnung vor der Unterwerfung ist wesentlich für das moderne Ich- oder Selfie-Christentum. Der moderne Christ kann sich nicht niederwerfen, denn er müsste sich vor sich selbst niederwerfen. Das wäre lächerlich. Gott müsste ja ein Wesen sein, das nicht das innere Ich ist. Wenn aber der Mensch sich selbst zur Sonne geworden ist, sich nur noch um sich selbst dreht, dann muss er stehen, aufrecht stehen, aufstehen. Und so wird Aufstand der wahre Gottesdienst, die ihm, dem Menschen würdige und ihn, den Menschen achtende Form der Verehrung: God for you(th) und God for me.
Die Verinnerlichung Gottes, die von Luther formulierte neue Freiheit des Christenmenschen, radikalisiert sich schlussendlich zur Apotheose. In der Obama-Verehrung im Spiegel zeichneten sich schon solche Momente ab. Die Antike zeigt uns, wohin diese Verirrung führt. Alexander der Große ist Gott, und seine Nachfolger folgen ihm auch darin. Das Urteil der Bibel ist knapp: „Sie brachten großes Unglück über die Erde“ (1 MAK 1,8). Später folgen die Römer dem Aufstieg der Griechen in den Götterhimmel. Cäsar, dann Augustus als DIVUS mit einem eigenen Priesterkollegium. Der Philosoph Seneca war der Lehrer eines solchen Gottessohnes, Nero, den die Nachwelt (zu Unrecht?) als Brandstifter in Erinnerung hat. Seneca selbst hat die Göttlichkeit seines Schülers zu bezweifeln gewagt, und in einer lesenswerten Satire statt von der Apotheose von der Verkürbissung, der Apocolocynthosis, geschrieben. Der Gottessohn Nero gewährte seinem Lehrer daraufhin die Gnade, Selbstmord begehen zu dürfen, was mangels praktischer Erfahrung dem Philosophen schwer fiel.
Vor solchen heidnischen Gottmenschen durfte sich der Jude und Christ nicht niederwerfen. Jakobus hat auf dem Apostelkonzil in Jerusalem versucht, dies als Minimalkonsens festschreiben zu lassen: kein Götzenopferfleisch essen. Und dennoch finden wir gerade in der Apokalypse viele rituelle Sätze und Gebetsformeln, die offensichtlich aus den Hymnen der Kaiserverehrung zu stammen scheinen. Erst mit Nicäa wird die Niederwerfung wieder zwischen Gott und dem Kaiser trennen können.
Wenn wir das Wort „niederwerfen“ im Bibel-Server suchen lassen, dann sind die Unterschiede schnell deutlich. Suchen wir in der Lutherbibel, dann finden wir genau zwei Fundstellen. Beide Stellen, 2 Sam 20,15 und Sach 9,15, haben die Bedeutung des Niederwerfens und Zermalmens von Gegnern und Mauern. In der Einheitsübersetzung aber finden wir 26 Treffer. Anbetung durch Niederknien ist in der Einheitsübersetzung noch nicht wegredigiert. Noch hat God for you sich nicht ganz durchgesetzt.
Einst hat das Christentum sich geweigert, vor den heidnischen Göttern sich niederzuwerfen. Heute aber ist das Ich Gott und Gott ist Ich. So wäre Niederwerfung eine falsche, die eigene Göttlichkeit infrage stellende Haltung. Niederwerfung ist unwürdig. Niederwerfung ist Unterwerfung. Die unterwerfende Macht kann nur was Fremdes sein. Denn wäre es Gott, dann wäre es ja unser Ich.
An der Frage der Niederwerfung werden sich die Geister scheiden. Zeig mir, vor wem du niederkniest und ich sage dir, wen du anbetest. Niederknien ist unterwerfen unter den Willen Gottes.
Die Verinnerlichung Gottes, die von Luther formulierte neue Freiheit des Christenmenschen, radikalisiert sich schlussendlich zur Apotheose. In der Obama-Verehrung im Spiegel zeichneten sich schon solche Momente ab. Die Antike zeigt uns, wohin diese Verirrung führt. Alexander der Große ist Gott, und seine Nachfolger folgen ihm auch darin. Das Urteil der Bibel ist knapp: „Sie brachten großes Unglück über die Erde“ (1 MAK 1,8). Später folgen die Römer dem Aufstieg der Griechen in den Götterhimmel. Cäsar, dann Augustus als DIVUS mit einem eigenen Priesterkollegium. Der Philosoph Seneca war der Lehrer eines solchen Gottessohnes, Nero, den die Nachwelt (zu Unrecht?) als Brandstifter in Erinnerung hat. Seneca selbst hat die Göttlichkeit seines Schülers zu bezweifeln gewagt, und in einer lesenswerten Satire statt von der Apotheose von der Verkürbissung, der Apocolocynthosis, geschrieben. Der Gottessohn Nero gewährte seinem Lehrer daraufhin die Gnade, Selbstmord begehen zu dürfen, was mangels praktischer Erfahrung dem Philosophen schwer fiel.
Vor solchen heidnischen Gottmenschen durfte sich der Jude und Christ nicht niederwerfen. Jakobus hat auf dem Apostelkonzil in Jerusalem versucht, dies als Minimalkonsens festschreiben zu lassen: kein Götzenopferfleisch essen. Und dennoch finden wir gerade in der Apokalypse viele rituelle Sätze und Gebetsformeln, die offensichtlich aus den Hymnen der Kaiserverehrung zu stammen scheinen. Erst mit Nicäa wird die Niederwerfung wieder zwischen Gott und dem Kaiser trennen können.
Wenn wir das Wort „niederwerfen“ im Bibel-Server suchen lassen, dann sind die Unterschiede schnell deutlich. Suchen wir in der Lutherbibel, dann finden wir genau zwei Fundstellen. Beide Stellen, 2 Sam 20,15 und Sach 9,15, haben die Bedeutung des Niederwerfens und Zermalmens von Gegnern und Mauern. In der Einheitsübersetzung aber finden wir 26 Treffer. Anbetung durch Niederknien ist in der Einheitsübersetzung noch nicht wegredigiert. Noch hat God for you sich nicht ganz durchgesetzt.
Einst hat das Christentum sich geweigert, vor den heidnischen Göttern sich niederzuwerfen. Heute aber ist das Ich Gott und Gott ist Ich. So wäre Niederwerfung eine falsche, die eigene Göttlichkeit infrage stellende Haltung. Niederwerfung ist unwürdig. Niederwerfung ist Unterwerfung. Die unterwerfende Macht kann nur was Fremdes sein. Denn wäre es Gott, dann wäre es ja unser Ich.
An der Frage der Niederwerfung werden sich die Geister scheiden. Zeig mir, vor wem du niederkniest und ich sage dir, wen du anbetest. Niederknien ist unterwerfen unter den Willen Gottes.