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Die Enzyklika Fratelli tutti - Eine kritische Analyse. Von Pater Franz Schmidberger

Papst Franziskus unterzeichnete Fratelli tutti am 3. Oktober 2020 und reiste dafür eigens nach Assisi.

Er beginnt seine Ausführungen in 287 Punkten mit dem Beispiel des hl. Franziskus, der den Sultan Malik al-Kamil in Ägypten besuchte und „vor achthundert Jahren alle dazu einlud, jede Form von Aggression und Streit zu vermeiden und auch eine demütige und geschwisterliche ‚Unterwerfung‘ zu üben, sogar denen gegenüber, die ihren Glauben nicht teilten“ (Punkt 3).

Das wahre Motiv des Besuchs, nämlich die Bekehrung der Muslime, verschweigt. „Dort empfing Franziskus innerlich den wahren Frieden, er befreite sich von jedem Verlangen, andere zu beherrschen, er wurde einer der Geringsten und versuchte in Harmonie mit ihnen zu leben“ (Punkt 4).

Inspiration für seine Enzyklika Laudato si (2015) empfing der Papst vom orthodoxen Patriarchen Bartholomaios, für die Enzyklika Fratelli tutti vom Großimam Ahmad Al-Tayyeb, aber auch von anderen, die er ganz am Schluss der Enzyklika nennt: Martin Luther King, Desmond Tutu, Mahatma Gandhi und viele andere (Punkt 286).

Er leitet jetzt mit der Feststellung (aus Punkt 8), niemand könne auf sich allein gestellt das Leben meistern, allein gehe man den Pfad der Illusion, zusammen entwickle man dagegen Träume, zum ersten Kapitel über, das überschrieben ist: Die Schatten einer abgeschotteten Welt.

Zuvor sagt er noch „träumen wir als eine einzige Menschheit, als Weggefährten vom gleichen menschlichen Fleisch, als Kinder der gleichen Erde, die uns alle beherbergt, jeder mit dem Reichtum seines Glaubens oder seiner Überzeugungen, jeder mit seiner eigenen Stimme, alles Geschwister“.

In diesem ersten Kapitel stellt er in Punkt 12 fest: „Die örtlichen Konflikte und das Desinteresse für das Allgemeinwohl werden von der globalen Wirtschaft instrumentalisiert, um ein einziges kulturelles Modell durchzusetzen“.

Die Wirtschaftsmächte und die Märkte haben sich entwickelt, aber die Menschen sind einsamer geworden. Er warnt vor dem Ende des Geschichtsbewusstseins und spricht von neuen Formen einer kulturellen Kolonisation, die keinen Platz mehr für alle hat.

Ungeborene Kinder und ältere Menschen sind ausgeschlossen, „Teile der Menschheit scheinen geopfert werden zu können“ (Punkt 18).

Er beklagt (Punkt 19) den Geburtenrückgang, das brutale Wegwerfen älterer Menschen und ihre Übergabe in die Obhut anderer ohne eine angemessene und gefühlvolle Begleitung. So verstümmelt die Familie und wird ärmer.

„Im Übrigen führt es dazu, dass den jungen Menschen der nötige Kontakt mit ihren Wurzeln und mit einer Weisheit, welche die Jugend von sich aus nicht erreichen kann, vorenthalten wird.“

Wir haben schon öfters betont, dass die Reduktion der Dreigenerationenfamilie zur Zweigenerationen - und schließlich Eingenerationenfamilie ein großer Schaden für die Jugend ist, weil die Erfahrung und Lebensweisheit der Großeltern und Eltern nicht mehr mit auf den Lebensweg gegeben werden.

Die Menschenrechte gelten folglich in der heutigen Welt nicht für alle in gleicher Weise. Punkt 25: „Kriege, Attentate, Verfolgungen aus rassistischen oder religiösen Motiven und so viele Gewalttaten gegen die Menschenwürde werden auf verschiedene Weise geahndet, je nachdem, ob sie für bestimmte, im Wesentlichen wirtschaftliche Interessen mehr oder weniger günstig sind.

Etwas ist wahr, solange es einem Mächtigen genehm ist, und ist es dann nicht mehr, wenn es seinen Nutzen für ihn verliert“.

„Die Einsamkeit, die Angst und die Unsicherheit vieler Menschen, die sich vom System im Stich gelassen fühlen, lassen einen fruchtbaren Boden für die Mafia entstehen“ (Punkt 28).

Man versteht nicht recht, was die getroffenen Feststellungen mit der Mafia zu tun haben.

Den Fortschritten in der Wissenschaft, der Technologie, der Medizin, der Industrie und der Wohlfahrt stehe ein Verfall der Ethik im internationalen Handeln gegenüber.

Es werden jetzt positive Aspekte der Pandemie hervorgehoben: sie hat zum Bewusstsein gebracht, eine weltweite Gemeinschaft in einem Boot zu sein. Jetzt wird das Thema der Migration aufgegriffen: viele flüchten vor Krieg, Verfolgung und Naturkatastrophen (Punkt 37).

Dabei löst die Migration in einigen Ankunftsländern Alarm und Ängste aus, die oft für politische Zwecke angeheizt und missbraucht werden (Punkt 39). „Die Migrationen werden ein grundlegendes Element der Zukunft der Welt darstellen“ (Punkt 40).

Zerstörerische Hassgruppen im Netz sind keine geeigneten Plattformen gegenseitiger Hilfe. Es gibt sogar eine Aggressivität ohne Scham: „Beschimpfungen, Misshandlungen, Beleidigungen, verbale Ohrfeigen bis zur Ruinierung der Person des Anderen“ (Punkt 44).

Auch religiöse Menschen sind davon befallen. Wir werden in der Folge sehen, wie der Papst immer wieder sich über religiöse Menschen beklagt und sie anklagt.

Es bedarf des Schweigens, des Zuhörens, des Dialogs, um gemeinsam die Wahrheit zu suchen, im ruhigen Gespräch oder in der leidenschaftlichen Diskussion. Dagegen ist Zerstörung des Selbstwertgefühles einer Person der einfache Weg, um sie zu beherrschen.

Die jüngste Pandemie hat viele Weggefährten und – gefährtinnen entdecken lassen: Ärzte, Krankenschwestern und Pfleger, Supermarktangestellte, Reinigungspersonal, Betreuungskräfte, Transporteure, Ordnungskräfte, ehrenamtliche Helfer, Priester, Ordensleute und viele, ja viele andere, die verstanden haben, dass niemand sich alleine rettet.

Und jetzt kommt ein Satz (Punkt 55), dem wir nur zustimmen können: „Ich lade zur Hoffnung ein. ‚Sie spricht uns von einem Durst, einem Streben, einer Sehnsucht nach Fülle, nach gelungenem Leben; davon nach Großem greifen zu wollen, nach dem, was das Herz weitet und den Geist zu erhabenen Dingen wie Wahrheit, Güte und Schönheit, Gerechtigkeit und Liebe erhebt“.

Zweites Kapitel: Ein Fremder auf dem Weg (Das Gleichnis vom barmherzigen Samariter).

Die Enzyklika wendet sich keineswegs nur an den Weltepiskopat, wie dies früher die Päpste taten, auch nicht nur an die Katholiken oder an die Christen, sondern an alle Menschen guten Willens, jenseits der religiösen Überzeugungen. Jedermann kann sich vom Gleichnis des barmherzigen Samariters ansprechen lassen.

Wir müssen eine Kultur schaffen, die uns dahin ausrichtet, die Feindschaften zu überwinden und füreinander zu sorgen (Punkt 57 Ende). In der frühen jüdischen Tradition scheint der Aufruf, den anderen zu lieben und sich um ihn zu kümmern, sich auf die Beziehungen zwischen den Gliedern eines und desselben Volkes zu beschränken.

Dann aber weitet sich der Blick auf alle Menschen. „Das Erbarmen eines Menschen gilt seinem Nächsten, das Erbarmen des Herrn aber gilt allen Lebewesen“ (Sir 18,13). Es werden jetzt eine ganze Reihe Zitate aus dem Alten und Neuen Testament angeführt, um die Universalität dieser Menschenliebe dingfest zu machen (Punkt 61). Man fragt sich bisweilen, ob die christliche Nächstenliebe hier nicht instrumentalisiert wird im Dienste einer allgemeinen Menschheitsliebe.

Der Papst interpretiert jetzt weitläufig das Evangelium und wendet es auf unsere gesellschaftliche Situation an: „Eine Person wird auf der Straße überfallen, und viele laufen weg, als hätten sie nichts gesehen“ (Punkt 65).

Wir haben hier die Verpflichtung als Bürger der Welt, eine neue soziale Verbundenheit zu leben, die Welt, an der wir leiden, zu erneuern. Es geht um den Weg zur Verwirklichung menschlicher Geschwisterlichkeit, auf dem wir jetzt den Menschen treffen. „Räuber“ sind Verwahrlosung und Gewaltanwendung von schäbigen Machtinteressen, von Gier und Konflikten.

Die „Vorübergehenden“ sind religiöse Menschen: ein Priester und ein Levit, die sich also dem Gottesdienst widmen. Die Enzyklika folgert: an Gott zu glauben und ihn anzubeten ist keine Garantie dafür, dass man auch lebt, wie es Gott gefällt. Und schließlich die Konklusion: „Paradoxerweise können diejenigen, die sich für ungläubig halten, den Willen Gottes manchmal besser erfüllen als die Glaubenden“ (Punkt 74).

Hier begegnen wir wiederum einem Beispiel der Anklage gegen den gläubigen, religiösen Menschen. Zu den Straßenräubern gesellen sich Teilnahmslose: „Was kann ich schon machen?“

Jetzt wird der Blick auf den Verletzten gerichtet, um in ihm den Nächsten ohne Grenzen zu sehen. Er ist ein Jude, ein Samariter erweist ihm Barmherzigkeit.

Der Fremde wird mit Nachdruck thematisiert, verschiedene Formen von engstirnigen und gewalttätigen Nationalismen an den Pranger gestellt. Wir müssen Christus in jedem ausgeschlossenen Bruder und in jeder verstoßenen oder vereinsamten Schwester wiedererkennen. Die Kirche hat lange gebraucht, bis sie Sklaverei und verschiedene Formen der Gewalt verurteilt hat. Es geht um eine geschwisterliche Dimension der Spiritualität, um die Überzeugung von der unveräußerlichen Würde jedes Menschen und die Beweggründe, um alle zu lieben und anzunehmen.

Drittes Kapitel: Eine offene Welt denken und schaffen.

Die Enzyklika thematisiert jetzt die Liebe zum Nächsten und zitiert dabei sogar mehrfach den hl. Thomas von Aquin (IIa IIae, q. 27, a. 2; Ia IIae, q. 26, a. 3; Ia IIae, q. 110, a. 1), verzichtet aber darauf, die Abstufungen und die Hierarchie in der Nächstenliebe anzugeben.

Vielmehr ist diese Liebe universal: „Liebe, die über alle Grenzen hinausreicht, ist die Grundlage dessen, was wir in jeder Stadt und in jedem Land ‚soziale Freundschaft‘ nennen“ (Punkt 99). Ihr wird die Abschottung und Selbstbezogenheit entgegengestellt.

In Punkt 103 bis 105 werden nun Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit ans Herz gelegt. Das haben übrigens auch die Führer der französischen Revolution eingefordert. Ja, es geht um die universale Liebe zur Förderung der Menschen: „Jeder Mensch hat das Recht, in Würde zu leben und sich voll zu entwickeln, und kein Land kann dieses Grundrecht verweigern“ (Punkt 107).

Die Enzyklika versäumt hier, einen Unterschied zu machen zwischen der ontologischen und der moralischen Würde, wie Erzbischof Lefebvre immer wieder hervorgehoben hat.

Der Verbrecher hat nicht dieselbe Würde wie ein Heiliger. Jeder ist ein Mensch und steht als solcher weit über dem Tier. Trotzdem kann die Würde sehr verschieden sein. Zu Recht wird dagegen immer wieder auf das Gemeinwohl verwiesen, das gerade auch Menschen mit Behinderungen im Auge haben muss.

In Punkt 112 wird gefordert, das moralisch Gute zu fördern, dem Guten anzuhangen, ein Streben nach dem Guten; ja es geht darum, „das zu erreichen, was am meisten zählt, nämlich das Beste für die anderen: ihre Reifung, ihr gesundes Wachstum, die Übung von Tugenden und nicht nur um materiellen Wohlstand“.

Der Papst spricht dann von der Solidarität und betont, dass das Recht Privatbesitz niemals als absolut oder unveräußerlich anerkannt hat. Er beruft sich dabei auf Gregor den Großen, Paul VI., Johannes Paul II. und auf seine eigene Enzyklika Laudato si.

Die universellen Rechte der menschlichen Person werden auch jetzt ausgeweitet auf den Wohnort, womit ein neues Argument für die Migration gebracht wird: „Die Erde ist für alle da, denn wir Menschen kommen alle mit der gleichen Würde auf die Welt. Unterschiede in Hautfarbe, Religion, Fähigkeiten, Herkunft, Wohnort und vielen anderen Bereichen können nicht als Rechtfertigung für die Privilegien einiger zum Nachteil der Rechte aller geltend gemacht oder genutzt werden“ (Punkt 118). „Auch die Grenzen und Grenzverläufe von Staaten können das nicht verhindern“ (Punkt 121).

„Es ist möglich, einen Planeten zu wünschen, der allen Menschen Land, Heimat und Arbeit bietet“ (Punkt 127). Zweifellos ist ein solcher Wunsch möglich; aber ist er realistisch bei Berücksichtigung der Erbsünde? Von dieser ist freilich in der ganzen Enzyklika nirgends die Rede, noch von den vier Wunden, die die Erbsünde selbst nach der Taufe in der Seele hinterlässt.

Viertes Kapitel: Ein offenes Herz für die ganze Welt

In Nummer 133 wird die Migration als eine Chance für die Begegnungen zwischen Menschen und Kulturen beschrieben und insbesondere die jungen Migranten in Schutz genommen. Und was ist z.B. mit den jungen Moslems in Frankreich?

Der Papst spricht sich konkret für die Immigration der Latinos in die Vereinigten Staaten aus und vergleicht sie mit der Einwanderung der Italiener in Argentinien. Darüber hinaus sei der Austausch zwischen Westen und Osten von gegenseitiger Notwendigkeit, wie er zusammen mit dem Großimam Ahmad Al-Tayyeb betont habe. Dieser Herr wird viermal mit großem Lob in der Enzyklika erwähnt.

Es gehe aber nicht um Utilitarismus, sondern darum, den Fremden unentgeltlich aufzunehmen. Globalisierung und Lokalisierung müssen sich ausgleichen, der lokale Narzissmus müsse überwunden werden. In Punkt 143 wird dann eine gesunde Liebe zu Volk und Land hervorgehoben.

Fünftes Kapitel: Die beste Politik

Bisher haben wir noch nie in einer päpstlichen Enzyklika von Politik gelesen, wohl aber von den Prinzipien für das Gemeinwohl und das Wohl der Gemeinschaften.

Eine sonderbare Lehre also, von der besten Politik zu sprechen wie auch dann von Populismus. „Um die Entwicklung zu einer weltweiten Gemeinschaft zu ermöglichen, in der eine Geschwisterlichkeit unter den die soziale Freundschaft lebenden Völkern und Nationen herrscht, braucht es die beste Politik im Dienst am wahren Gemeinwohl ...“ (Punkt 154), so die Enzyklika.

Nach einer versuchten Richtigstellung des Ausdrucks „Populismus“ wird dann festgestellt, dass kein Volk, keine Kultur und Person sich selbst genügen kann. Stimmt dies für das Volk?

Dann wird behauptet, der Mensch sei das Grenzwesen, das keine Grenze habe. Auch hier würden wir ein Fragezeichen anbringen.

Zu Recht werden hingegen den liberalen Sichtweisen Grenzen zugewiesen. Die gute Politik muss Rahmen schaffen, in denen sich der Mensch entfalten kann. Auch der barmherzige Samariter braucht ein Gasthaus zur Unterstützung, weil er es momentan nicht allein schaffen kann, den Verunglückten zu heilen.

In Punkt 166 ist die Rede von der Begierlichkeit, die es angeblich gibt, seit der Mensch existiert. Wäre hier nicht zu präzisieren, dass es sie seit dem Sündenfall gibt, dass es eben gerade der Gnade Gottes bedarf, um sie zu überwinden?

In Nummer 168 wird das neoliberale Credo, der Markt löse alle Probleme, verworfen. Es wird die Finanzkrise von 2007/2008 erwähnt, die allerdings zu keinen Einsichten und Änderungen geführt habe.

Die Wirtschaft und die Finanzen hätten mehr und mehr die Vorherrschaft über die Politik. Dagegen brauche es eine soziale und politische Liebe. Diese politische Liebe besteht darin, jeden Menschen als Bruder oder Schwester anerkennen zu wollen und eine soziale Freundschaft zu suchen, die alle integriert.

Von der sozialen Liebe schreitet man zu einer Zivilisation der Liebe voran, sie kann in ihrer universalen Dynamik eine neue Welt aufbauen. Es gibt eine „gebotene“ Liebe: das sind jene Akte der Liebe, die dazu anspornen, bessere Institutionen zu schaffen, gerechtere Ordnungen, solidarischere Strukturen.

Die Enzyklika sieht die Subsidiarität und die Solidarität als Prinzipien miteinander untrennbar verbunden.

Der Papst hat sicher recht, wenn er feststellt: „Die größte Sorge eines Politikers sollten nicht sinkende Umfragewerte sein, sondern vielmehr dass er keine wirksame Lösung findet, um ‚das Phänomen der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Ausschließung mit seinen traurigen Folgen wie Menschenhandel, Handel von menschlichen Organen und Geweben, sexuelle Ausbeutung von Knaben und Mädchen, Sklavenarbeit einschließlich Prostitution, Drogen - und Waffenhandel, Terrorismus und internationale organisierte Kriminalität so schnell wie möglich zu überwinden‘“ (Punkt 188).

Im Abschnitt Liebe, die integriert und versammelt, heißt es dann, wir müssten „den Wert von Respekt, von Liebe, die alle Verschiedenheiten umfasst, den Vorrang der Würde jedes Menschen vor seinen Ideen, Gefühlen, Handlungsweisen und sogar Sünden [Hervorhebung durch uns] vorleben und lehren“ (Punkt 191). Dies sind wirklich erstaunliche Aussagen.

Erstaunlich ist auch der Abschnitt 192: „In diesem Zusammenhang möchte ich daran erinnern, dass wir gemeinsam mit dem Großimam Ahmad Al-Tayyeb ‚von den Architekten der internationalen Politik und der globalen Wirtschaft ein ernsthaftes Engagement zur Verbreitung einer Kultur der Toleranz, des Zusammenlebens und des Friedens verlangt haben‘“.

Es geht, so sagt der Papst, nicht so sehr um Erfolg als vielmehr um Fruchtbarkeit. Und dann wieder eine ganz merkwürdige Aussage: „Jenseits aller äußeren Erscheinung ist jeder unendlich heilig [Hervorhebung durch uns] und verdient unsere Liebe und unsere Hingabe“ (Punkt 195). Gilt dies in gleicher Weise für Papst Pius XII., P. Rupert Mayer, Hitler, Stalin und Mao Tsetung?

Sechstes Kapitel: Dialog und soziale Freundschaft

„Um einander zu begegnen und sich gegenseitig zu helfen, müssen wir miteinander sprechen“ (Punkt 198).

Es bedarf also des gesellschaftlichen Dialogs auf eine neue Kultur hin, den man nicht verwechseln darf mit einem hitzigen Meinungsaustausch in sozialen Netzwerken. Man muss vielmehr aufeinander zugehen, sich äußern, einander zuhören, sich anschauen, sich kennenlernen, versuchen einander zu verstehen, nach Berührungspunkten suchen. All dies wird in dem Wort Dialog zusammengefasst.

Die Enzyklika gibt dann dem Relativismus eine Absage, betont, dieser sei keine Lösung (Punkt 206).

In Nummer 213 wird noch einmal betont, jeder Mensch habe eine unveräußerliche Würde.

In Punkt 214 wird dann behauptet, universell gültige sittliche Grundprinzipien könnten zu verschiedenen praktischen Normen führen, die den Raum für einen Dialog schaffen.

In Punkt 221 heißt es, niemand besitze die Wahrheit ganz. Das hat schon Lessing in seinem Drama Nathan der Weise behauptet. Der nächste Abschnitt lautet, man müsse die Freundlichkeit zurückgewinnen.

Siebtes Kapitel: Wege zu einer neuen Begegnung.

Es wird gesagt, die Wahrheit sei die untrennbare Gefährtin der Gerechtigkeit und Barmherzigkeit, wir müssten alle Architekten und Handwerker des Friedens sein.

Dazu zähle v.a. die Vergebung, die nicht Vergessen bedeutet. So darf die Shoa nicht vergessen werden. Ab der Nummer 255 wird nun die Ungerechtigkeit eines jeden Krieges gelehrt, ebenso der Todesstrafe.

Achtes Kapitel: Die Religionen im Dienst an der Geschwisterlichkeit in der Welt

Hier zitiert er die Bischöfe Indiens: „Das Ziel des Dialogs ist es, Freundschaft, Frieden und Harmonie zu begründen sowie moralische und spirituelle Werte und Erfahrungen in einem Geist der Wahrheit und Liebe zu teilen.“ (271)

Immer wieder fällt auf, wie die Enzyklika die Lehre von verschiedenen Bischofskonferenzen, insbesondere der dritten Welt, aufgreift und sich zu eigen macht. Dies will wohl ein Beitrag zur Kollegialität bzw. Synodalität sein.

In der Nummer 277 wird die fragwürdige Einführung von Nostra aetate bezüglich der anderen Religionen als Zeugnis angeführt. In Nummer 279 wird die Religionsfreiheit beschworen. „Es gibt ein grundlegendes Menschenrecht, das auf dem Weg zur Geschwisterlichkeit und zum Frieden nicht vergessen werden darf, und das ist die Religionsfreiheit für die Gläubigen aller Religionen.“

In Nummer 281 heißt es: „Gottes Liebe ist für jeden Menschen gleich, unabhängig von seiner Religion.“ Eine solche Aussage aus dem Munde des Papstes ist nicht nur der Todesstoß für jedes missionarische Bemühen, sondern der Gipfel des religiösen Relativismus.

Die Enzyklika schließt mit einem ökumenischen Gebet zum Schöpfer, dem sich ein verchristlichtes Gebet anschließt. Diese beiden Gebete werden auf gleiche Stufe gestellt. Man fragt sich, ob dies nicht eine Blasphemie sei.

Beurteilung der Enzyklika:

1. Von den 288 Zitaten sind 60% Selbstzitate. Zu Recht sagt die Tagespost in einem Artikel, man habe den Eindruck, es beginne jetzt eine völlig neue Epoche der Kirche und eine neue Welt. Allerdings findet sich die Tendenz des Selbstzitierens schon bei Papst Johannes Paul II.

2. Die ganze Enzyklika ist das Beispiel eines krassen Naturalismus. Nirgends wird von der Erbsünde und ihren Folgen gesprochen; die Wunden der Gesellschaft fließen aus dem Kapitalismus und einem Mangel an Menschenliebe. Man vermisst völlig die christliche Dimension der Gnade, der Sakramente, des Gebetes und des Opfers. Die wichtigsten Anliegen für den Papst sind die Migration, die Ausschaltung jedes Krieges, der Armut und der Kampf gegen die Todesstrafe. So ist nicht nur die gesamte übernatürliche Ordnung ignoriert, sondern auch der Weg geebnet in die völlige Illusion: Nie mehr Armut, nie mehr Krieg. Man vergleiche dagegen die Christusworte „denn Arme habt allezeit unter euch, mich aber habt ihr nicht allezeit.“ (Mt 26,11) und „ihr werdet von Kriegen und Kriegszügen hören.“ (Mt 24,6)

3. Die Enzyklika ist eine folgerichtige Weiterführung des Abkommens von Abu-Dhabi vom Februar 2019. Als Kronzeugen für die neue Sicht der Dinge werden v.a. der Großimam und andere außerkatholische Zeugen beschworen. Vorkonziliare Zeugnisse werden, abgesehen von einigen Väterstellen und einigen Zitaten des hl. Thomas so gut wie nicht erwogen. Dagegen werden die Konzilspäpste Johannes XXIII., Paul VI. und Johannes Paul II. angeführt sowie das Konzil selbst, Nostra aetate und die Religionsfreiheit. Das Dokument könnte von jeder Freimauerloge geschrieben worden sein. Nicht umsonst hat die spanische Großloge die Enzyklika über alles gelobt.

Mit einem Wort: Es handelt sich bei der Enzyklika um eine schlechte, verbogene Soziallehre, vermischt mit einer humanistischen Menschheitsliebe. Möge Gott sich Seiner Kirche erbarmen!

Vates
Ansehnliche Fleißarbeit, aber keineswegs eine Wende der FSSPX in ihrer völlig unzureichenden Zurückweisung und Verurteilung der unkatholischen Abirrungen von Franzsikus!
Mir vsjem
"Das wahre Motiv des Besuchs.."
Niemand interessieren die wiederholten Aufdeckungen des Lügners (und soll auch niemand interessieren) - zum gegenwärtigen Zeitpunkt schon gar nicht.
Die Menschen haben mit unzähligen Corona-Problemen zu kämpfen, sie beunruhigen sich mit Recht und Pater Schmidberger hält sich beim Ketzer, dem eigentlichen Verursacher dieser Zornschale GOTTES, auf. Er erwähnt dies aber …Mehr
"Das wahre Motiv des Besuchs.."
Niemand interessieren die wiederholten Aufdeckungen des Lügners (und soll auch niemand interessieren) - zum gegenwärtigen Zeitpunkt schon gar nicht.

Die Menschen haben mit unzähligen Corona-Problemen zu kämpfen, sie beunruhigen sich mit Recht und Pater Schmidberger hält sich beim Ketzer, dem eigentlichen Verursacher dieser Zornschale GOTTES, auf. Er erwähnt dies aber beileibe nicht.

Piuspater Schmidberger kommt nicht los von seinen "Fratelli" im Ketzervatikan! Völlige Distanz wäre angesagt.
Fratelli Tutti, längst entsorgt als Ketzerware, gehört zu jenen Konzilsakten, die einer aus der Piusgemeinschaft seit langem schon VERBRANNT hat.
Wer sich von einem Ketzer entfernt hat, interessiert sich nicht mehr länger für dessen Sudeleien.

Statt auszurufen "Wenn Rom mich ruft komme ich gelaufen" und anstelle des jahrelangen unnützen Diskurs hätte Bischof Fellay unabdingbar den Fatima-Appell in Rom einfordern müssen. Denn dort liegt die Ursache des gegenwärtigen Übels, das jetzt die Menschheit aufs Schlimmste getroffen hat und noch treffen wird. Darüber wollen die Leute eine klare Stellungnahme von Hochwürden! Was vorausgesagt wurde durch MARIA in Fatima hat sich nun über die ganze Welt ausgebreitet.
Statt erneut sich als "exkommuniziert" erklären zu lassen (incl. ihres folglich mit der bestätigten Exkommunikation verstorbenen Gründers), hätte die Piusgemeinschaft die Erfüllung der gesamten Fatima-Forderung zur Voraussetzung ihres Betretens des Vatikans machen müssen.
Eva
Nicolás Dávila: "Jeder sieht in der Welt nur das, was er zu sehen verdient."
Klaus Elmar Müller
Glänzende Analyse, die mir das Lesen der Enzyklika erspart. Zwar darf man bezweifeln, dass Bergoglio noch Papst ist, aber Hochwürden Herr Pater Schmidberger hat mit seinem letzten Satz das Wesentliche dazu gesagt: "Möge Gott sich Seiner Kirche erbarmen!" @CollarUri
Mir vsjem
Und meint damit der Konzilssekte.
Simon Kreuz
"In Punkt 221 heißt es, niemand besitze die Wahrheit ganz."
Demnach würde es objektiv gar keine Wahrheit geben und alle irren...! Mit anderen Worten - Bergoglio verleugnet die Offenbarung Jesu Christi bzw. Jesus Christus selbst! Es wundert mich, dass P. Schmidberger diesen so entscheidenden Punkt "einfach abhackt".
Simon Kreuz
"Es gehe aber nicht um Utilitarismus, sondern darum, den Fremden unentgeltlich aufzunehmen."
Und weshalb werden die "eigenen" italienischen Obdachlosen dann nicht alle im Vatikan unentgeltlich aufgenommen?
Ein weiterer Kommentar von Simon Kreuz
Simon Kreuz
"...Großimam Ahmad Al-Tayyeb betont habe. Dieser Herr wird viermal mit großem Lob in der Enzyklika erwähnt."
Sheik Ahmad Al-Tayyeb von der Al-Azhar-Universität: " Wer den Islam verlässt, soll getötet werden." youtube.com/watch?v=nw4fRwFWQzEMehr
"...Großimam Ahmad Al-Tayyeb betont habe. Dieser Herr wird viermal mit großem Lob in der Enzyklika erwähnt."

Sheik Ahmad Al-Tayyeb von der Al-Azhar-Universität: " Wer den Islam verlässt, soll getötet werden." youtube.com/watch?v=nw4fRwFWQzE
Horst Robert
Über den Inhalt dieser Enzyklika ist man sprachlos.
Ich kann nur beten und bitten,dass Gott Erbarmen mit dem derzeitigen Papst hat.
Sunamis 49
und uns allen