Mosebach: Bischöfe sind von Katholiken genervt
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„Diese bischöfliche Reaktion erinnert mich an ein Gespräch, das ich einmal mit dem Finanzgeschäftsführer eines großen Verlages hatte: Das sei ein wunderbarer Beruf, aber er fühle sich in seiner Arbeit immer wieder stark behindert durch die Leute, 'die vom Buch herkommen'.
Ich habe den Eindruck, dass einem modernen Bischof in gleicher Weise die Leute auf die Nerven gehen, 'die vom Sakrament herkommen'.
Dabei hatte die deutsche Kirche doch beinahe einen Idealzustand erreicht: viel weniger solche lästigen Mitglieder, aber satte Steuereinnahmen, die es möglich machen, auf einigen Feldern der Politik eine gewisse Rolle zu spielen, jedenfalls im öffentlichen Raum vorerst noch geduldet zu werden.“
Trotz Gottesdienstverbot: Messe im Dom mit 50 Leuten
Mosebach führt aus, dass die Bedeutung eines Bischofs ausschließlich mit seiner Eigenschaft als Hoherpriester zusammenhängt: „Ein Bischof, der die Feier der Sakramente für Luxus, mithin für überflüssig erklärt, sollte bedenken, dass dann auch das Bischofsamt Luxus ist und daraus die Konsequenz ziehen.“
Mosebach weiß von einer großen deutschen Domkirche, in der [trotz Gottesdienstverbot] die Messe in einer abgelegenen Seitenkapelle zelebriert wird, während sich bis zu fünfzig Gläubige in Sicherheitsabstand über das gesamte Kirchenschiff verteilen.
Die Bischöfe hätten sich die grundsätzliche Möglichkeit zu solchen Lösungen mit ihrem politischen Einfluss nicht abhandeln lassen dürfen, so Mosebach.
Und: „Aber wenn man sich zum Büttel des Staates machen kann, dann ist die Autorität, die man gern verleugnete, plötzlich wieder da.“ Dann gelinge das Anordnen und Befehlen auf einmal wieder:
„Vielleicht ermutigt diese Erfahrung den einen oder anderen Bischof ja, es später, wenn es um die Bewahrung der Rechtgläubigkeit geht, auch wieder einmal mit der Autorität zu versuchen.“
Bild: Martin Mosebach, wikicommons, CC-BY-SA