Kardinal Sarah hat den "Appell an die Kirche und die Welt" kaputt gemacht
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Lassen Sie mich eine Prämisse vorausschicken. Wenn es um den Glauben, die Theologie und die Sakramente geht, sind Petitionen und Appelle meines Erachtens ein Niesen in die Turbine eines F16-Kampfflugzeuges.
Ich halte Petitionen nicht für nützliche Werkzeuge. Aber was nutzlos ist, wird früher oder später schädlich. Das ist nur eine Frage der Zeit.
Was Erzbischof Viganòs "Appell an die Kirche und die Welt" betrifft, ist, jenseits der guten Absichten, der Schritt, der von der Nutzlosigkeit zum Schaden führt, fristgerecht vollzogen worden.
Ich schreibe das mit Trauer, denn ein großer Teil der Unterzeichner dieses Appells steht mir nahe. Ich kenne und schätze viele, die unterschrieben haben.
Der Appell - das sage ich ganz offen - erschien mir nicht als eine Initiative mit Tiefgang, oder besser gesagt: Es handelt sich um eine Initiative, die über ihre Unterzeichner an Tiefgang gewinnen will, denn viele von ihnen sind angesehen.
Aber was will der Appell letztlich? Respekt für Christen? Achtung der Religionsfreiheit (autsch!)? Eine Mobilisierung zum Schutz der Messe und der Sakramente? Freiheit der medizinischen Pflege?
Und wer ist der Adressat? Die Zivilbehörden? Die religiösen Verantwortlichen? Die fantomatischen “Menschen guten Willens"? - die allerdings ein bisschen wie der "Atem des Geistes" geworden sind, ein anderer Begriff von großem Tiefgang, der mich allerdings in unseren Zeiten dazu bringt, nach der Pistole zu greifen. Der Vater im Himmel?
Und vor allem: In welchem Namen wird gefordert? Im Namen des zweitausendjährigen Lehramtes? Im Namen der Vereinbarungen zwischen Kirche und Staat? Im Namen der Religionsfreiheit (und hier lege ich nicht die Hand an die Waffe, ich schieße einfach)? Abgesehen von Verweisen auf das Evangelium und Christus, was will man als Druckmittel einsetzen?
Das Problem ist nicht, dass auf diese Fragen die Antworten fehlen. Das Problem ist, im Gegenteil, dass die Antworten unter den Unterzeichnern zu zahlreich und dissonant und manchmal gegensätzlich sind.
Aber vielleicht kann der Nutzen, den ich in dieser Initiative nicht sehe, von Leuten festgestellt werden, die qualifizierter und besser informiert sind als ich. Für mich war der Aufruf ein falscher Schritt, aber ich könnte mich irren.
Die Nachricht über Kardinal Sarahs Widerruf seiner Unterschrift war jedoch der Zünder, der das Ganze zum Schaden werden ließ.
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Wenn die Widerrufe, die Tänze, die Wendungen, die Missverständnisse, die Zweideutigkeiten von geistlichen Personen kommen, dann richten sie noch mehr Schaden an, weil damit wieder einmal gezeigt wird, dass die katholische Welt keinen Fürsprecher an den kirchlichen Schaltstellen hat und sich das Verlassen auf die Unterstützung bestimmter Persönlichkeiten prompt als fatal erweist.
Dieses Mal ist es Sarah, früher mal war es Müller oder Kardinal Caffarra oder Bischof Negri. Das sind nur einige wenige Namen. Tatsache ist, dass bei der Bekräftigung der rechten Lehre, die Aussicht groß ist, dass die Initiative irgendwie im Gegensatz zu dem stehen könnte, was, implizit oder explizit, von Rom angeordnet wurde, und deshalb immer jemand in letzter Minute abspringt und die anderen im Boot zurücklässt.
Es scheint mir, dass der Grundgedanke des Appells der des Kreuzzuges im besten Sinne ist: Menschen, die auch sehr verschieden voneinander sind, treffen sich und stehen Seite an Seite für ein heiliges Ziel.
Aber es muss betont werden, dass jene, die diese Initiativen fördern, die Ziele mit Konsequenz, Klarheit und Sorgfalt festlegen müssen. Sie müssen sich bewusst sein, wer die Zielgruppen sind. Wer den Appell unterstützt, muss dies mit Ziel, Klarheit und Sorgfalt tun. Er muss wissen, wer sein Weggefährten sind, besonders wenn er ein Geistlicher oder Kardinal ist. Es gibt nämlich Menschen, die sich die Inhalte und ihre Ergebnisse ansehen. Sie schauen auch jene an, die sie unterstützen, und sie schauen auf das Verhalten dieser Menschen.
Vielleicht ist es genau dieses Bewusstsein, das bestimmte Kirchenmänner dazu treibt, einen Schritt vorwärts und zwei Schritte zurück zu machen. Ein Schritt vorwärts und ein halber rückwärts.
Das hat verheerende Auswirkungen, aber nur wenige sehen und begreifen deren Tragweite. Wenn es um Fragen der Lehre, der Moral, der Sakramente und der Religion geht, dann sollten wir entweder mit Konsequenz, Klarheit und Strenge vorgehen, oder es ist besser, sich ganz rauszuhalten.
Ein Kirchenmann, vor dem ich großen Respekt habe, sagte mir vor Jahren: “Aufgepasst, die moderne Welt endet im Nichts, aber auch jene, welche die Tradition verteidigen, riskieren im Nichts zu enden“.
Ich habe versucht, diese Warnung zu beherzigen. Ich hoffe und bete, dass sich diese Warnung angesichts der zu vielen Tänze, die wir in den letzten Jahren aufgeführt haben, mit all dem Rattenschwanz von Interpretationen, Klarstellungen, Erpressungen, Gerüchten, Sakristei-Intrigen und sogar aufgezeichneten Telefongesprächen, nicht als Vorhersage entpuppt.