ITE MISSA EST

In seinem neusten Rundbrief zum Fest des Kostbaren Blutes vom 1. Juli an die Mitglieder der Erzbruderschaft vom Kostbaren Blut am Frauenkloster zu Schellenberg/Liechtenstein geht Spiritual Daniel Otto …Mehr
In seinem neusten Rundbrief zum Fest des Kostbaren Blutes vom 1. Juli an die Mitglieder der Erzbruderschaft vom Kostbaren Blut am Frauenkloster zu Schellenberg/Liechtenstein geht Spiritual Daniel Otto auf die Herleitung des Ite missa est ein. Häufig werde dies von dimittere oder mittere abgeleitet, was "entlassen" oder "senden" bedeutet. Die Frage bleibt: Kann ausgerechnet die Entlassung das heiligste Geschehen charakterisieren, den Angelpunkt unserer Heils- und Erlösungsgeschichte?
Der hl. Kirchenlehrer Laurentius von Brindisi gebe dazu eine befriedigendere Erklärung. Er lehre in seiner Katechese über das Sakrament der Eucharistie als Opfer, dass Messe oder missa in diesem Zusammenhang nicht als lateinische Ableitung zu verstehen sei, denn die Kirche wurde unter den Hebräern geboren. Missah (מסה) im Hebräischen bedeute Tribut, Genüge, freiwilliges Opfer, das Gott als höchst ausreichender Tribut dargebracht werde, Seiner Majestät würdig.
Ebenso der hl. Franz von Sales, dessen Orden …Mehr
Oenipontanus
1. Das hebräische Wort "missah" schreibt man mit ס, nicht mit ק. So wie es oben im Text steht, müsste man es "miqqah" aussprechen, was Blödsinn ist.
2. Diese hebräische Herleitung des lateinischen "missa" ist in der Tat, wie @Bethlehem 2014 richtig sagt, zu weit hergeholt.
3. Trotzdem kann man sehr gut dafür argumentieren, dass "missa" im "Ite, missa est!" eher "Opfer" als "Entlassung" bedeutet.…Mehr
1. Das hebräische Wort "missah" schreibt man mit ס, nicht mit ק. So wie es oben im Text steht, müsste man es "miqqah" aussprechen, was Blödsinn ist.
2. Diese hebräische Herleitung des lateinischen "missa" ist in der Tat, wie @Bethlehem 2014 richtig sagt, zu weit hergeholt.
3. Trotzdem kann man sehr gut dafür argumentieren, dass "missa" im "Ite, missa est!" eher "Opfer" als "Entlassung" bedeutet. Der Liturgiewissenschaftler Klaus Gamber hat dazu in seinem Buch "Missa Romensis" (Regensburg: Pustet, 1970, S. 176-183) Erhellendes geschrieben. Wer sich näher dafür interessiert, möge dort nachlesen.
Copertino
@Oenipontanus Ich danke für die weiterführenden Überlegungen. Klaus Gamber schätze ich. Die festgestellte Buchstabenverwechslung des hebräischen Wortes "missah" habe ich korrigiert.
Oenipontanus
@Copertino
Jetzt ist zwar der Buchstabe Samech oben im Text, dafür haben Sie aus dem Schlussbuchstaben He ein Chet gemacht! 😉
Oenipontanus
So ist es richtig: מסה
Solimões
@Oenipontanus @Copertino
In Joh 4, welches Kapitel die Messe als Ernte definiert, kann ich keinen hebräischen Ursprung des Wortes erkennen. vielmehr scheint mir metere (ernten) Gevatter zu stehen.
Über den Messenamen wurde ja schon viel geschrieben (auch in Missarum Solemnia), aber aus den Socken gehauen hat mich bisher noch keine Erklärung.
Aber die synchrone Betrachtung der Vorkommen mag weiterhelfen …Mehr
@Oenipontanus @Copertino
In Joh 4, welches Kapitel die Messe als Ernte definiert, kann ich keinen hebräischen Ursprung des Wortes erkennen. vielmehr scheint mir metere (ernten) Gevatter zu stehen.

Über den Messenamen wurde ja schon viel geschrieben (auch in Missarum Solemnia), aber aus den Socken gehauen hat mich bisher noch keine Erklärung.

Aber die synchrone Betrachtung der Vorkommen mag weiterhelfen, weil Joh 4 das Kapitel 72 im NT ist, und die Apokalypse (welche die Messe emblematisch darstellt) ist Buch 72 in der Bibel, und in Lk 10 (= 3 x 18, Kapitel 54) sendet Jesus 72 Jünger aus.

Die Messe hat also etwas mit Opfer auf dem Weg zu tun.
Bethlehem 2014
Nun will ich dem Heiligen und auch dem Spiritual nicht zu nahetreten, aber ich halte die Herleitung aus dem Hebräischen für "viel zu weit hergeholt".
Als sich der Begriff "missa" für den christlichen Opfergottesdienst einbürgerte, war das Hebräische schon lange out. In christlichen Rom ist es ja quasi nie angekommen, sondern das Griechische. Die ältesten Begriffe für unsere Meßfeier waren "…Mehr
Nun will ich dem Heiligen und auch dem Spiritual nicht zu nahetreten, aber ich halte die Herleitung aus dem Hebräischen für "viel zu weit hergeholt".
Als sich der Begriff "missa" für den christlichen Opfergottesdienst einbürgerte, war das Hebräische schon lange out. In christlichen Rom ist es ja quasi nie angekommen, sondern das Griechische. Die ältesten Begriffe für unsere Meßfeier waren "Brotbrechen" (so auch bereits in der Apostelgeschichte) und "Eucharistein" - "Danksagen". Letzteres ist ja in der Liturgie auch an "untergeordneter" Stelle plaziert: "Lasset uns danksagen dem Herrn, unserm Gott!" - vor der Präfation, die viel hervorstechender ist.
[Auch der Begriff "Brotbrechen" ist ja nicht eigentlich korrekt.
In der Meßfeier wird nie Brot gebrochen, sondern immer nur die Gestalten des Brotes.]
Das "Ite, missa est" wird sehr bald nach der Hl. Kommunion gesungen, während also die Sakramentalen Gestalten der Kommunion noch vorhanden sind, also auch die Realpräsenz Christi.
Was spricht dagegen, nun als Fronleichnamsprozession hinaus in die Welt zu gehen, das Empfangene zu verkünden?
Die Messe ist die Quelle, aus der wir in dieser Welt leben.
Ist das etwa zu wenig "charakteristisch"?
Copertino
@Solimões Die melodische Umsetzung spricht meines Erachtens überhaupt nicht gegen diese Interpretation, und mit dem Hl. Laurentius von Brindisi und dem Hl. Franz von Sales, Kirchenlehrer, hat diese Herleitung immerhin erstklassige Referenzen. Für eine Vertiefung der biblisch-theologischen Argumente sei Ihnen das Büchlein "Warum heisst die Messe eigentlich Messe? - Eine Katechese des hl. Kirchenlehrers …Mehr
@Solimões Die melodische Umsetzung spricht meines Erachtens überhaupt nicht gegen diese Interpretation, und mit dem Hl. Laurentius von Brindisi und dem Hl. Franz von Sales, Kirchenlehrer, hat diese Herleitung immerhin erstklassige Referenzen. Für eine Vertiefung der biblisch-theologischen Argumente sei Ihnen das Büchlein "Warum heisst die Messe eigentlich Messe? - Eine Katechese des hl. Kirchenlehrers Laurentius von Brindisi nebst einer theologischen Betrachtung über das "Ite Missa est" empfohlen, verfasst von Spiritual Daniel Otto, erschienen 2022 im Eigenverlag des Frauenklosters Schellenberg und dort auf Anfrage erhältlich.
Solimões
@Copertino
Danke, ich habe es vielleicht schon einmal gelesen. siehe auch oben (zum Innsbrucker). Ich habe im Gesenius nachgeschaut, und das etymon mem-samech ist vieldeutig. Welches meinen Laurentius und Franz?
ich schätze die auch sehr, und Laurentius war ein Linguist, aber genügt das für eine kritikfeste Erklärung?
Solimões
Das überzeugt auch nicht wahnsinnig. Wenn man die Melodie anschaut, liegt der Akzent eindeutig auf dem ITE (wie bei der Franziskanerzeitschrift), effektiv kann man auch sagen: geht, denn es IST Messe, die Kirche ist eine messianische Sendung welche in der Messe sakramental dargestellt wird.
Jeremia Maria
Na das überzeugt nun gar nicht. Ist denn auch das "eleison" minder wichtig, weil im Ordinarium beim "Kyrie" das Melisma auf dem "e" des "Kyrie" liegt? Mit dem Melisma auf dem "e" des "Ite" wird der Ruf im Ganzen hervorgehoben.
Solimões
@Jeremia Maria
Das will ich gern glauben, und das tut keinen Abbruch an der substantivischen Interpretation von MISSA, etwa geeeeeeehet in der Messe!