Gerd Häfner entlarvt Kardinal Müller als exegetischen Esel - von Don Reto Nay
«Wie die Bibel bei Kardinal Müller unter die Räder kommt» - donnerte er auf katholisch.de (Februar 18), der wichtigsten Webseite der deutschen Bischöfe.
Was Müller im Glaubensmanifest mache, sei "Steinbruch-Exegese" - ein Uralt-Vorwurf aus der exegetischen Trickkiste der 1950er Jahre.
Damit erscheine die Bibel nicht als «Formation», der unter «großer Anstrengung etwas abgerungen» werden müsste, stöhnt er.
Mit anderen Worten: Die Bibel ist nichts für den unterbelichteten Kardinal, der – ohne eine Ahnung von der Bibel zu haben - jahrelang dogmatische Theologie unterrichtet hat.
Mit dieser Prämisse macht sich Schulmeister Häfner ans Werk.
• Schon der Titel des Glaubensmanifestes «Euer Herz lasse sich nicht verwirren» ärgert ihn: Verwirrung sei eine «recht subjektive Angelegenheit». Häfner hat recht: Verwirrung ist subjektiv, aber die Folgen davon sind objektiv, zum Beispiel der Massenabfall der Katholiken in Deutschland. Ist dieser für Häfner nicht objektiv genug?
• Bei der von Kardinal Müller angeführte Paulusstelle 1 Kor 15,3 «Vor allem habe ich euch überliefert, was auch ich empfangen habe» moniert Häfner, dass sich das nur auf die Verkündigung von Christi Tod und Auferstehung beziehe. Will Häfner damit sagen, dass man sich den ganzen Rest der Glaubenslehre je nach Windrichtung aus den Fingern saugen kann?
• Ähnlich ergeht es dem von Kardinal Müller zitierten Pauluswort, dass verflucht sei, wer ein anderes Evangelium verkündet, „auch wenn wir selbst es wären oder ein Engel vom Himmel“ (Gal 1,8). Paulus spreche hier nicht über das ganze Evangelium. Vordergründig stimmt das. Paulus spricht von der Rechtfertigungslehre. Kann man folglich in allen anderen Bereichen des Glaubens «ein anderes Evangelium» verkünden?
• Für nervöse Zuckungen sorgen bei Häfner Kardinal Müllers Worte über den Antichristen, der die Gottheit Christi leugnet (1 Joh 2,22) oder die Worte über die «Ewigkeit der Höllenstrafe» die eine «furchtbare Wirklichkeit» ist für alle, die im Stand der Todsünde sterben. Aber seine Versuche, in diese Aussagen «Verkürzungen» hineinzuinterpretieren, sind krampfhaft.
• Zu Kardinal Müllers Aussagen, dass das Wort der Schrift jene trifft, «die der Wahrheit kein Gehör schenken und sich nach eigenen Wünschen richten, die den Ohren schmeicheln, weil sie die gesunde Lehre nicht ertragen» (vgl. 2 Tim 4,3-4) meint Hafner: «Solche Sätze sind beliebig anwendbar; man muss nur davon ausgehen, auf der Seite der Wahrheit zu stehen». Auf der Seite der Wahrheit stehen? Was wäre die Alternative? Die Seite der Lüge etwa?
• Um den Hinweis des Glaubensmanifestes auf die «gesunde Lehre» (2 Tim 4,3-4) abzuwehren, erzählt Häfner, dass die von den Pastoralbriefen (2 Tim ist ein Pastoralbrief) «propagierte» gesunde Lehre schon eine Anpassung an den «Zeitgeist» beinhalte. Wirklich? Hätte die zeitgeistige Verwässerung unter Paulus begonnen, wäre es der Kirche des ersten Jahrhunderts so ergangen wie der unsrigen.
• Häfners bemängelt Kardinal Müllers Hinweis auf 1Kor 11,27: «Wer also unwürdig von dem Brot isst und aus dem Kelch des Herrn trinkt, macht sich schuldig am Leib und am Blut des Herrn». Wieder will er den Leser davon überzeugen, dass der Satz nicht sagt, was er sagt. «Unwürdig» sei nämlich ein Adverb («auf unwürdige Weise») und kein Adjektiv. Es beziehe sich auf die Unwürdigkeit des Essens, nicht auf die Unwürdigkeit des Essers. Doch Essen existiert nicht ohne einen Esser, und der Fortgang des Textes zeigt, dass es um den Esser («der Mensch prüfe sich selbst») und nicht um den Akt des Essens geht.
Triumphierend hält Häfner dem Kardinal den Slogan vor die Nase: «Die Schrift wird nicht befragt, sondern benutzt.» Häfner sollte sich selber bei der Nase nehmen.
Wie kommt es, dass die Bibel bei ihm im Widerspruch zum jahrhundertelangen Denken der Kirche immer das «sagt», was ein staatsbeamteter Modernist heute hören will? Müssen wir davon ausgehen, dass vor Häfner niemand die Heiligen Schriften verstanden hat? Grössenwahn liegt in der Luft.
Häfners Vorwurf, dass das Neue Testament im Glaubensmanifest von Kardinal Müller «ziemlich unter die Räder» kommt, fällt auf ihn selber zurück.
Es stellt sich die Frage, warum katholisch.de diesen mittelmässigen Text nachpubliziert hat? Die Antwort: Man wollte Kardinal Müller eines auswischen.
Dazu ist den deutschen Bischöfen offensichtlich jedes Mittel recht.