@Oenipontanus: Seltsamerweise kann ich mich nicht erinnern, eine Benachrichtigung auf Ihren Kommentar hin erhalten zu haben. Hab sie heute erst gesehen.
Betreffs des von mir verlinkten Vaterunsers auf Westaramäisch bin ich noch nicht bis zur Versuchungsbitte vorgedrungen, sondern erst bis zu
" hab lan lachamu d-sunqonan", wobei ich "sunqonan" mittels sfarmele.de nicht rauskriege. Ich dachte zunächst, die Bitte könne wörtlich "gib uns das Brot unserer Notwendigkeit" heißen. Doch heißt "Notwendigkeit" bei sfarmele.de "sniqutho", wobei hier stets der nachgestellte Artikel eingebaut zu sein scheint.
Nun zu den beiden Versionen. Ich persönlich hätte geglaubt, man könne den verneinten Kausativ nur gemäß 1. übersetzen:
1. Nicht lass uns eintreten/einwilligen in die Versuchung!
Insofern wäre ja die lateinische Version mit "ne nos inducas" ganz treffend.
Es ist doch eine
ganz andere Bedeutung, ob ich sage: "Bewirke nicht, dass etwas geschieht!" oder "Bewirke, dass etwas nicht geschieht!" Wenn also ein verneinter Kausativ auch die zweite Bedeutung haben kann und diese im Versuchungsbitte-Fall auch gemeint ist, hieße sie dann eben wie Ihr 2.:
2. Mach/bewirke, dass wir nicht eintreten/einwilligen in die Versuchung!
Dann wäre aber das lateinische "ne nos inducas in tentationem" die falsche Auffassung des Bedeutungsbereichs.
Wenn nun Thomas hier von "alia littera" etc. schreibt, bezieht er sich da gar auf verschiedene Handschriften?
Mit "quia tentatio utilis est"und "fac nos non consentire" bevorzugt Thomas eindeutig Version 2, die meines Erachtebs der uns bekannten biblischen und liturgischen Version widerspricht. Mir persönlich gefällt sie auch besser.
Bergoglios Version "überlass uns nicht der Versuchung" stützt aber eher Version 1 oder ist ein Mittelding.
Die Dämonen in Anneliese Michel sagten, die Versuchungsbitte im Vaterunser sei verfälscht, es müsse richtig heißen: "und lass uns nicht in der Versuchung fallen", was Thomas, aber kaum Bergoglio entspricht. Mich und andere hat das auch überzeugt, sodass ich sie für mich persönlich lange Zeit so gebetet hatte. Nachdem ich aber bemerkt hatte, dass die Dämonen hier nicht immer die Wahrheit gesagt hatten (etwa, auch in San Damiano sie die Gottesmutter erschienen), kehrte ich zur gewohnten Bitte zurück, auch, weil sie demütiger erscheint. Man bittet Gott, gleich gar nicht in eine Versuchung zu geraten, anstatt (viele zu erhalten und) jeweils als siegreicher Held daraus hervorzugehen.
Hatten die Dämonen etwa doch recht? Mit "quia tentatio utilis est" und "fac nos non consentire" gibt ihnen zumindest Thomas Recht.