Kardinal Schönborn marschiert im Gleichschritt mit dem Regime. Von Hochw. Herbert Stichaller
Hochwürdigster Herr Erzbischof,
Lieber Mitbruder!
Mit Verwunderung und Besorgnis habe ich die Abberufung Ihres Diakons und Polizeiseelsorgers zur Kenntnis genommen. Ihr Entlassungsbrief kursiert mit immer größerer Geschwindigkeit im Internet. Eine solche Verbreitung hätte man sich von Hirtenworten gewünscht, die wir in dieser schweren Zeit so schmerzlich vermissen.
Ihre Privatmeinung über die Impfung sei Ihnen unbenommen, aber dass Sie diese zur Maxime der katholischen Kirche von Österreich machen, übersteigt jede Vorstellung von Anstand und Moral.
Ich habe mich oft gefragt, woher Sie Ihre gewagten Vergleiche (Gurtenpflicht, Tempolimit) für die von Ihnen unterstützte Impfpflicht nehmen.
Ich habe Sie als besonnenen klugen Professor kennengelernt, als Sie einmal im Bildungshaus St. Georgen am Längsee vor Theologen referierten. Damals waren Sie noch nicht Bischof. Nun aber hören Sie auf einen deutschen Professor [Hw. Matthias Beck], der den Wiener Lehrstuhl für Moraltheologie innehat. Ich war entsetzt über seine Arroganz und seinen Zynismus, mit dem er kürzlich im „Talk im Hangar“ auf ServusTV auftrat. Er soll unsere Kirche repräsentieren? Er soll uns lehren, was ethisch und moralisch ist? Ich schäme mich.
Mein verehrter Lehrer in Moraltheologie, bei dem ich 1982 in Salzburg meinen theologischen Abschluss machen durfte, würde sich ebenso schämen.
Hochwürdigster Erzbischof, Sie marschieren in Gleichschritt mit einem diktatorischen Regime, das gegen das Volk regiert, und sind stolz auf das "gegenseitige Vertrauen" und die "gute Zusammenarbeit" mit ihm. Damit haben Sie sich selbst auf die Anklagebank gestellt. Möge Ihr Richter gnädig sein.