@Franz Graf,
@sedisvakanz,
@Lutrina, @Vereda Lavan etc.
Hab es so satt, dass man für besorgte oder kritische Bemerkungen gleich in den Topf der Traditionsgegner, Anhänger des 2. Vatikanums, Antichristen ... geworfen wird. Hier reagieren manche wie die Vertreter der LGBT-Szene – immer in der Opferrolle. Freut man sich über eine Geburt im Bekanntenkreis wittern die schon Homophobie und brüllen: Diskriminierung! Damit kann man sich sehr gut jede Einladung zur Reflexion vom Leibe halten. Der Gesprächspartner wir mit dem Vorwurf der Diskriminierung Schachmatt gesetzt. Hier noch schlimmer. Man wird gleich schon als Feind der überlieferten Liturgie, als Feind der rechten Lehre und implizit als Feind Gottes abgestempelt.
Ich stehe schon fast vor der Pensionierung und hatte das Glück, in meinem Leben immer Zugang zur überlieferten Liturgie zu haben, da einige Priester in unserer Umgebung damit nie gebrochen haben. Könnte mir ein Teilnehmen am novus ordo gar nicht vorstellen. Die Grundlage für mein kritisches Hinterfragen ist das Leiden an effektiven Misständen und den mangelnden Früchten.
@a.t.m. Sie hinterfragen meine Wahrnehmung und wollen wissen, wie viele Priester ich persönlich kenne? Mein Beitrag wird nicht gespeist aus bösartigem Klatsch ohne Einsicht. Im Gegenteil. Ich kenne einige Patres aus den Orten, wo ich die Heilige Messe besuche und ich kenne einige aus meiner Praxis und ich kenne indirekt gar sehr viele, weil Gläubige bei mir und meinen Kollegen in Therapie sind und wir supervisorisch Fälle bearbeiten. Und nein, ich will hier niemanden verunglimpfen, sondern nur Missstände aufzeigen.
@Klaus Elmar Müller: Wie können Sie als erwachsener Mensch entscheiden, von Menschen, die nicht Ihrer Meinung sind, einfach nichts zu halten und ihnen mir nichts dir nichts die Integrität abzusprechen? Ich bin Missbrauchsbeauftragter und habe Einblick in die Missstände (traditionelle Orden, Tradition), die durch mangelnde menschliche Reife und mangelnde Ausbildung erfolgen – leider so oft durch den Missbrauch von Autorität. Ich arbeite seit vielen Jahren in der Opfer- und Täterbegleitung. Also erzählen Sie mir nichts, Sie haben nämlich echt keine Ahnung. Hier wird jede Beobachtung und jedes Feedback pauschal als destruktive Kritik gegen den überlieferten Ritus gewertet wird. Was soll das? Damit wird jeder notwendige und notwendende Erkenntnis- und damit Wachstumsprozess im Kern erstickt wird.
Im Hintergrund meiner Anmerkungen ist der Schmerz über die Missstände, der mir als Anhänger der Tradition und den Einblick durch meine Arbeit erwächst. Ich möchte, dass das aufhört, dass man für die gemachten Fehler Verantwortung übernimmt, umkehrt und Reformen einleitet.
Zählen Sie die Früchte doch x auf! Und kommen sie mir jetzt nicht mit den jährlich steigenden Neueintritten in Zaitzkofen und Wigratzbad. Wie viele bleiben denn am Ende übrig? Wie gut werden die hinsichtlich ihrer Eignung und psychischen Reife bzw. Gesundheit überprüft? Und die einseitige Formung! Sie lernen, wie hoch der Ellbogen im Vergleich der Schulter bei der Elevation der hl. Hostie gehen darf aber leider nicht, wie man ein seelsorgliches Gespräch führt, ohne Menschen unter Druck zu setzen oder von oben herab mit dem Zaunpfahl Richtung Gehorsam Rat-Schläge zu geben. Leider haben die Seminaristen und damit die späteren Priester kaum Fachwissen in Bereichen Ehe, Erziehung, Lebensentscheidungen etc., treten aber als autoritäre Ratgeber auf.
Wo sind denn die Früchte der gelebten Nächstenliebe? Wo sind denn die Gemeinden, die der Beschreibung der Apostelgeschichte entsprechen: Seht, wie sie einander lieben. Wo bleiben denn die Priester, deren lebensnahe Predigten und Vorbild eine Herzensbekehrung bewirken? Wie viele Patres sind eigentlich mehr mit sich selbst beschäftigt. Wo sind denn die Heilungen, die Gott im Laufe der Kirchengeschichte immer als Bestätigung für Fruchtbarkeit geschenkt hat? Wo die gesunden Familien, die mehr aufzuweisen haben als Kinderreichtum? Wo ist denn hier gezielte und kompetente Seelsorge? Ich sehe seelsorgliche Vernachlässigung und geistlichen Missbrauch. Und ich sehe auch gar einiges an arroganter Abgehobenheit, die, ganz im Gegensatz zu vielen heiligen Priestern der Kirchengeschichte, eben nicht ein Mitgehen an der Seite der Menschen fördert. Unser Herr selbst, und viele seiner heiligen Priester aus der Kirchengeschichte, sind als gute Hirten den verlorenen, verwirrten, ängstlichen, verunsichert Schafen von sich aus nachgegangen. Hier müssen Gläubige um Seelsorge betteln.
Ich bin es so leid, in der Praxis und im Klinikum so viele kaputte Menschen als Folge von Fanatismus und geistlichen Missbrauch zu sehen. Diese Bruderschaften, die Ehen segnen, ohne die Paare vorzubereiten, Paare, die sich 10 x gesehen haben, oder sich im Internet kennenlernen und heiraten, nur weil altrituell - und diese Patres segnen diese Ehe einfach. Und ich bin es leid, dass das Sakrament der Ehe so missbraucht wird und ein stiefmütterliches Dasein führt. Ich bin es so leid, dass 11jährige Kinder von den Pius-Familien in diese Internate verfrachtet werden und meine Zunft sich dann mit seelischen Krüppeln beschäftigen muss.
Und nein,
@alfredus, die überlieferte Liturgie reicht nicht aus, um heilig zu werden! Das ist ja kein Zaubermitttel oder Passpartout zum Paradies. Der Mensch muss mit der Gnade mitwirken, sich für die Gnade öffnen. Auch die überlieferte Liturgie hebt unseren freien Willen nicht auf. Vielleicht mal ein wenig Katechismus lesen über das Zusammenspiel von Gnade und freien Willen wenn es um die Rettung der Seele geht. Auch Rechtgläubigkeit bewirkt noch keine Heiligkeit. Wir sind ja keine Protestanten, die dem sola fide Prinzip anhängen. "Der Glaube ohne Werke ist tot!" Jak 2, 26. Den Satz hat Luther schon nicht ausgehalten und den Jakobusbrief deshalb als stroherne Epistel bezeichnet. Und nun gibt es die gleiche Gefahr und reihenweise kippen fanatische Traditionalisten in diese wirklich teuflische Grube. Wie sieht es mit Wachstum in der Gottes- und Nächstenliebe aus? Kann ich mir das Tugendstreben sparen, wenn ich die hl. Messe auf Latein besuche?
@Franz Graf: Wo ist sie denn konkret die Verfolgung der Piusbruderschaft durch die Amtskirche? Die gehen schon lange getrennte Wege. Ok, sie kriegen keine Kirchen. Dafür Erbschaften und Spenden, um bauen zu können.
Es tut mir leid, aber ich kann nicht so tun, als ob alles in besten Ordnung wäre. Und noch x, meine kritischen Anmerkungen beziehen sich nicht auf die überlieferte Liturgie, sondern auf die mangelnde persönliche Reifung und seelsorgliche Kompetenz in der Formung der Mitglieder der Bruderschaften. Und darunter leide ich persönlich und ich sehe Menschen leiden, die ich dann in Praxis oder Klinikum therapeutisch begleiten muss. Mit ein wenig mehr Ausbildung und Formung könnte man das vermeiden bzw. wenigstens präventiv wirken.