„Die überlieferte Messe ist die Zukunft der Kirche“
Interview mit Pater Michael Wildfeuer, dem Geistlichen der Heilig-Geist-Kirche in Volkertshausen bei Singen, Deutschland.
Pater Wildfeuer, man hört von Ihnen ganz schreckliche Dinge, zum Beispiel, dass sie „mit dem Rücken zum Volk“ zelebrieren.
Pater Wildfeuer: „Mit dem Rücken zum Volk“? Die zeitgeistigen Katholiken reden so. Doch man könnte das auch von einer anderen Seite anschauen. Nach der allgemeinen Relativitätstheorie kann man jeden beliebigen Punkt des Weltalls zum Bezugspunkt des eigenen Koordinatensystems machen. Beim Zelebrieren der Messe wählen wir nicht irgendeinen Bezugspunkt wie zum Beispiel das Volk oder die Bänke im Kirchenschiff, sondern einen absoluten Punkt, der alle anderen relativiert: nämlich Gott selbst, genauer die leibliche Gegenwart Gottes im Tabernakel. Darum muss es heißen: Ich zelebriere mit dem Gesicht zu Gott.
Sind Sie der letzte der Mohikaner, der so denkt?
Pater Wildfeuer: Beileibe nicht. Nehmen wir zum Beispiel den Apostolischen Nuntius in der Schweiz, Erzbischof Thomas E. Gullickson. Einige Priesterfreunde und meine Wenigkeit, hatten am 11. und 12. September in Sankt Pelagiberg (Kanton Thurgau) ein Treffen mit ihm. Er ist ein sehr gebildeter und – mit Verlaub – ein lässiger Amerikaner aus South-Dakota, etwa sechzig Jahre alt. Er sagte uns: „Die überlieferte Messe ist die Zukunft der Kirche.“ Unser Bezugspunkt ist zeitlos und gilt auch dann noch, wenn unsere dem flattrigen Zeitgeist nachhechelnden Zeitgenossen längst das Zeitliche gesegnet haben. Der Fortschritt ist auf unserer Seite. Wir sind in Wirklichkeit die Progressiven.
Da muss ich wirklich mal leer schlucken.
Pater Wildfeuer: Schlucken Sie ruhig.
Was gibt es Neues aus Ihrer zeitlosen Kapelle in Volkertshausen?
Pater Wildfeuer: Es entstand bei uns eine kleine, sehr gut harmonisierende Damenschola, darunter zwei Mädchen. Wir hatten eine wunderschöne Fronleichnamsprozession - klein, aber oho - von den Gläubigen mit inniger Liebe vorbereitet. Im Mai erglänzte unsere Kirche für eine Trauung in üppigem Blumenschmuck. Der Religionsunterricht mit den Mädchen bereitet mir viel Freude. Sie fragen so lebendig. Manchmal treffe ich mich mit ihnen zu einer abendlichen Fortbildungsrunde. Dabei kommt schon auch mal die eine oder andere Freundin mit. Am Schluss geht’s noch bei einer Pizza lustig her. Zu meinem Bedauern habe ich gerade keine Bubengruppe.
Auch ein Gottesmann ist wohl nicht nur auf Rosen gebettet?
Pater Wildfeuer: Das war mir schon vor meiner Priesterweihe klar. Aber weiter: Höhepunkte in Volkertshausen sind – wie nun schon lange - auch die Fortbildungsabende mit den Erwachsenen. Wir haben hochkarätige Vorträge von einem liturgisch und historisch äußerst gebildeten Geistlichen, Kaplan Stephan Maeßen, über die Heilige Messe. Nicht ohne Grund wird Kaplan Maeßen das Orakel vom Sankt Pelagiberg genannt. Weitere Themen waren die Homöopathie von dem Spezialisten Dr. Herbert Pfeiffer und ein Film über das berühmte Tuch von Manopello, gedreht von dem Leiter der katholischen Webseite Josanto, Herrn Reiner Müller. Danach sitzen wir, etwa 14 bis 18 Personen, noch in einer heiteren Imbißrunde beisammen.
Das größte Highlight – um in Ihrem Jargon zu sprechen – war, dass ich unsere Gemeinde nach einer 40-tägigen, innigen Vorbereitung am Fest Unbefleckte Empfängnis dem Unbefleckten Herzen Mariens geweiht habe. Die allerseligste Jungfrau hat diese Weihe in Fatima zu unserem Heil in dieser heillosen Zeit dringend gewünscht. Ihr Wunsch war uns Befehl.
Sie geben in einer Schweizer Schule Mathematikunterricht? Können Sie das überhaupt?
Pater Wildfeuer: Oh, ich habe einmal, in grauer Vorzeit, als meine Haare noch schwarz waren, in München und Augsburg die Staatsexamina für den Gymnasiallehrer in Mathematik und Physik abgelegt. Jetzt unterrichte ich nur ein paar Stunden in einer siebten Klasse.
Wollen Sie darüber etwas verraten?
Pater Wildfeuer: „Ich bin bei diesen Schülern ausnehmend gern. Mir geht’s darum, die Schüler durch Mathe im Denken zu schulen. Und sie machen langsam quasi alle richtig gut mit. Darf ich Ihnen ein Beispiel erzählen?“
Ich bitte darum.
Pater Wildfeuer: Ich mache da auch gern mal etwas, was über die Zahlen hinausgeht. Ich fragte: ‚Was ist unendlich minus eins (∞ - 1)?‘ Ein Schüler: „unendlich‘. Ich: ‚Richtig. Und was ist unendlich minus Tausend?‘ Schüler: ‚Auch unendlich.‘ Ich: ‚Sehr gut. Und jetzt, schaut, sage ich Euch, wie mir die Mathematik beim Beten hilft. Wenn ich bete, dann denke ich, Gott ist unendlich. Wenn ich ihn um eine Sache bitte und er gewährt sie mir, dann ist er immer noch unendlich, oder? So kann ich um zehn, hundert, tausend und noch mehr Sachen bitten und er bleibt immer unendlich, oder? Ich als Priester habe ja auch die Anliegen der Gläubigen und der ganzen Kirche vorzutragen. So was hören die Schüler auch mal gern.
Wie ich höre, sind Sie auch in der breiten Öffentlichkeit tätig.
Pater Wildfeuer: In der Tat. Unser neustes Projekt befasst sich mit dem Kirchenlehrer Laurentius von Brindisi (1569–1619). Er war nicht nur ein großer Wundertäter und Heiliger, sondern auch ein exzellenter Kenner der Heiligen Schrift in hebräisch, griechisch und anderen Sprachen, ferner der Kirchenväter und Konzilien. Laurentius hat eine Darstellung des Luthertums verfasst, drei große Folianten in Latein. Davon wurde nur etwas ins Italienische und Englische übersetzt. Wir haben Auszüge daraus zum ersten Mal ins Deutsche übertragen und jeden Samstag in einem Videobeitrag von etwa acht Minuten in gloria.tv veröffentlicht, bisher 48 Sendungen. Im Durchschnitt gab es 1000 Klicks aus Dutzenden von Ländern, es gab in der Regel gute, sachliche Kommentare und eine rege geistige Beteiligung, gerade zu den aktuellsten Fragen wie Zölibat, Priestertum, Realpräsenz, gemeinsames Abendmahl.
Wir konnten mit dem Kirchenlehrer im Rücken die unverfälschte Lehre der heiligen katholischen Kirche darstellen und verteidigen, auch gegen Bischöfe und Kardinäle, ja auch gegen die Päpste Benedikt XVI. und Franziskus. Die Reihe geht noch bis Ende des Jahres.
Was, die Päpste wissen nicht mehr, was katholisch ist?
Pater Wildfeuer: Oft sieht es so aus. Ich habe 2004 in Rom dokumentarisch erklärt, dass ich den Papst anerkenne, aber alle konziliaren und nachkonziliaren Lehren, die mit dem überlieferten Lehramt nicht übereinstimmen, ablehne. Das wurde vom Vatikan akzeptiert. Darum bin ich kirchenrechtlich gut abgesichert. Von diesem verbrieften Recht konnte und musste (!) ich leider in diesem Jahr regen Gebrauch machen. Es hat keine kirchliche Behörde etwas dagegen vorgebracht. Ich habe Anfang September bei Erzbischof Stephan Burger von Freiburg um eine Audienz gebeten. Seine Sekretärin hat mir auch persönlich am Telefon im Namen des Würdenträgers zugesagt. Bis heute hat sich jedoch niemand gemeldet.
Pater Wildfeuer, man hört von Ihnen ganz schreckliche Dinge, zum Beispiel, dass sie „mit dem Rücken zum Volk“ zelebrieren.
Pater Wildfeuer: „Mit dem Rücken zum Volk“? Die zeitgeistigen Katholiken reden so. Doch man könnte das auch von einer anderen Seite anschauen. Nach der allgemeinen Relativitätstheorie kann man jeden beliebigen Punkt des Weltalls zum Bezugspunkt des eigenen Koordinatensystems machen. Beim Zelebrieren der Messe wählen wir nicht irgendeinen Bezugspunkt wie zum Beispiel das Volk oder die Bänke im Kirchenschiff, sondern einen absoluten Punkt, der alle anderen relativiert: nämlich Gott selbst, genauer die leibliche Gegenwart Gottes im Tabernakel. Darum muss es heißen: Ich zelebriere mit dem Gesicht zu Gott.
Sind Sie der letzte der Mohikaner, der so denkt?
Pater Wildfeuer: Beileibe nicht. Nehmen wir zum Beispiel den Apostolischen Nuntius in der Schweiz, Erzbischof Thomas E. Gullickson. Einige Priesterfreunde und meine Wenigkeit, hatten am 11. und 12. September in Sankt Pelagiberg (Kanton Thurgau) ein Treffen mit ihm. Er ist ein sehr gebildeter und – mit Verlaub – ein lässiger Amerikaner aus South-Dakota, etwa sechzig Jahre alt. Er sagte uns: „Die überlieferte Messe ist die Zukunft der Kirche.“ Unser Bezugspunkt ist zeitlos und gilt auch dann noch, wenn unsere dem flattrigen Zeitgeist nachhechelnden Zeitgenossen längst das Zeitliche gesegnet haben. Der Fortschritt ist auf unserer Seite. Wir sind in Wirklichkeit die Progressiven.
Da muss ich wirklich mal leer schlucken.
Pater Wildfeuer: Schlucken Sie ruhig.
Was gibt es Neues aus Ihrer zeitlosen Kapelle in Volkertshausen?
Pater Wildfeuer: Es entstand bei uns eine kleine, sehr gut harmonisierende Damenschola, darunter zwei Mädchen. Wir hatten eine wunderschöne Fronleichnamsprozession - klein, aber oho - von den Gläubigen mit inniger Liebe vorbereitet. Im Mai erglänzte unsere Kirche für eine Trauung in üppigem Blumenschmuck. Der Religionsunterricht mit den Mädchen bereitet mir viel Freude. Sie fragen so lebendig. Manchmal treffe ich mich mit ihnen zu einer abendlichen Fortbildungsrunde. Dabei kommt schon auch mal die eine oder andere Freundin mit. Am Schluss geht’s noch bei einer Pizza lustig her. Zu meinem Bedauern habe ich gerade keine Bubengruppe.
Auch ein Gottesmann ist wohl nicht nur auf Rosen gebettet?
Pater Wildfeuer: Das war mir schon vor meiner Priesterweihe klar. Aber weiter: Höhepunkte in Volkertshausen sind – wie nun schon lange - auch die Fortbildungsabende mit den Erwachsenen. Wir haben hochkarätige Vorträge von einem liturgisch und historisch äußerst gebildeten Geistlichen, Kaplan Stephan Maeßen, über die Heilige Messe. Nicht ohne Grund wird Kaplan Maeßen das Orakel vom Sankt Pelagiberg genannt. Weitere Themen waren die Homöopathie von dem Spezialisten Dr. Herbert Pfeiffer und ein Film über das berühmte Tuch von Manopello, gedreht von dem Leiter der katholischen Webseite Josanto, Herrn Reiner Müller. Danach sitzen wir, etwa 14 bis 18 Personen, noch in einer heiteren Imbißrunde beisammen.
Das größte Highlight – um in Ihrem Jargon zu sprechen – war, dass ich unsere Gemeinde nach einer 40-tägigen, innigen Vorbereitung am Fest Unbefleckte Empfängnis dem Unbefleckten Herzen Mariens geweiht habe. Die allerseligste Jungfrau hat diese Weihe in Fatima zu unserem Heil in dieser heillosen Zeit dringend gewünscht. Ihr Wunsch war uns Befehl.
Sie geben in einer Schweizer Schule Mathematikunterricht? Können Sie das überhaupt?
Pater Wildfeuer: Oh, ich habe einmal, in grauer Vorzeit, als meine Haare noch schwarz waren, in München und Augsburg die Staatsexamina für den Gymnasiallehrer in Mathematik und Physik abgelegt. Jetzt unterrichte ich nur ein paar Stunden in einer siebten Klasse.
Wollen Sie darüber etwas verraten?
Pater Wildfeuer: „Ich bin bei diesen Schülern ausnehmend gern. Mir geht’s darum, die Schüler durch Mathe im Denken zu schulen. Und sie machen langsam quasi alle richtig gut mit. Darf ich Ihnen ein Beispiel erzählen?“
Ich bitte darum.
Pater Wildfeuer: Ich mache da auch gern mal etwas, was über die Zahlen hinausgeht. Ich fragte: ‚Was ist unendlich minus eins (∞ - 1)?‘ Ein Schüler: „unendlich‘. Ich: ‚Richtig. Und was ist unendlich minus Tausend?‘ Schüler: ‚Auch unendlich.‘ Ich: ‚Sehr gut. Und jetzt, schaut, sage ich Euch, wie mir die Mathematik beim Beten hilft. Wenn ich bete, dann denke ich, Gott ist unendlich. Wenn ich ihn um eine Sache bitte und er gewährt sie mir, dann ist er immer noch unendlich, oder? So kann ich um zehn, hundert, tausend und noch mehr Sachen bitten und er bleibt immer unendlich, oder? Ich als Priester habe ja auch die Anliegen der Gläubigen und der ganzen Kirche vorzutragen. So was hören die Schüler auch mal gern.
Wie ich höre, sind Sie auch in der breiten Öffentlichkeit tätig.
Pater Wildfeuer: In der Tat. Unser neustes Projekt befasst sich mit dem Kirchenlehrer Laurentius von Brindisi (1569–1619). Er war nicht nur ein großer Wundertäter und Heiliger, sondern auch ein exzellenter Kenner der Heiligen Schrift in hebräisch, griechisch und anderen Sprachen, ferner der Kirchenväter und Konzilien. Laurentius hat eine Darstellung des Luthertums verfasst, drei große Folianten in Latein. Davon wurde nur etwas ins Italienische und Englische übersetzt. Wir haben Auszüge daraus zum ersten Mal ins Deutsche übertragen und jeden Samstag in einem Videobeitrag von etwa acht Minuten in gloria.tv veröffentlicht, bisher 48 Sendungen. Im Durchschnitt gab es 1000 Klicks aus Dutzenden von Ländern, es gab in der Regel gute, sachliche Kommentare und eine rege geistige Beteiligung, gerade zu den aktuellsten Fragen wie Zölibat, Priestertum, Realpräsenz, gemeinsames Abendmahl.
Wir konnten mit dem Kirchenlehrer im Rücken die unverfälschte Lehre der heiligen katholischen Kirche darstellen und verteidigen, auch gegen Bischöfe und Kardinäle, ja auch gegen die Päpste Benedikt XVI. und Franziskus. Die Reihe geht noch bis Ende des Jahres.
Was, die Päpste wissen nicht mehr, was katholisch ist?
Pater Wildfeuer: Oft sieht es so aus. Ich habe 2004 in Rom dokumentarisch erklärt, dass ich den Papst anerkenne, aber alle konziliaren und nachkonziliaren Lehren, die mit dem überlieferten Lehramt nicht übereinstimmen, ablehne. Das wurde vom Vatikan akzeptiert. Darum bin ich kirchenrechtlich gut abgesichert. Von diesem verbrieften Recht konnte und musste (!) ich leider in diesem Jahr regen Gebrauch machen. Es hat keine kirchliche Behörde etwas dagegen vorgebracht. Ich habe Anfang September bei Erzbischof Stephan Burger von Freiburg um eine Audienz gebeten. Seine Sekretärin hat mir auch persönlich am Telefon im Namen des Würdenträgers zugesagt. Bis heute hat sich jedoch niemand gemeldet.