KÖK #12 Die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche

Die Kirche ist Glaubensgeheimnis

Sie hat eine sichtbare Gestalt und ein nur im Glauben erfaßbares geistliches Wesen. Biblisch meint Kirche "Gesamtkirche", "Ortskirche" und "im Gottesdienst versammelte Gemeinde". Die Gesamtkirche wird in den Ortskirchen gegenwärtig.

Der dreieinige Gott hat die Kirche gewollt, begründet, verwirklicht

Sie hat "ihr Vorbild, ihren Ursprung und ihr Ziel im Geheimnis des einen Gottes in drei Personen": Sie ist das neue Volk Gottes; der "Leib Christi" – dessen Haupt Jesus Christus ist -, auch "Braut Christi". Sie ist "Tempel des Heiligen Geistes", der in der Kirche und durch sie handelt: Er leitet sie in die Wahrheit (Joh 16,13); daher ist sie "die Säule und das Fundament der Wahrheit" und sagt das Apostelkonzil – das nach Martin Luther Vorbild aller Konzile ist (WA 50, 509-633): "Der Heilige Geist und wir haben beschlossen" (Apg 15,28). "In Glaubensangelegenheiten irren Konzil und Kirche niemals" (Martin Luther; WA 59,527).

Die Kirche ist Gemeinschaft der Heiligen

Gemeinschaft der Heiligen (Communio sanctorum) besagt: Gemeinschaft durch und an Gottes Wort – hörende und bekennende Kirche; Gemeinschaft durch die Sakramente – betende, Liturgie feiernde Kirche, Gemeinschaft in den Diensten und mit den Armen und Unterdrückten – liebende Kirche; Gemeinschaft mit den schon bei Gott befindlichen Heiligen.

Die Kirche steht im Dienst des Heils aller Menschen

Sie ist Zeichen und Instrument des Heilshandelns Gottes. "Außerhalb der Kirche kein Heil" (so auch Luther): Ohne Christus gibt es kein Heil (Apg 4,12) – keiner kommt zum Vater außer durch ihn (Joh 14,6); als Haupt der Kirche handelt Christus in der Kirche und durch sie.

- Für Christen ist das Wort "außer der Kirche kein Heil" Mahnung, der anvertrauten Offenbarung und der Kirche treu zu bleiben.

- Weil Gott das Heil aller will (1 Tim 2,4), schenkt er allen Menschen seine Gnade. Die Ansicht, daß es "außer der Kirche keine Gnade" gebe, ist von der katholischen Kirche als irrig abgelehnt worden. Sie hält Fürbitte für alle (1 Tim 2,1), feiert Eucharistie "für alle". Die Liebe der Christen gilt allen Menschen.

Die Kirche ist eine, heilige, katholische, apostolische

Diese Grundeigenschaften sind Gaben und Aufgaben.

- Es gibt nur eine Kirche Christi: Christus, ihr Haupt, hat nur einen Leib. Einheit heißt nicht Einförmigkeit. Zur Kirche gehört ein Dienstamt der Einheit: "Auch für die lutherische Kirche ... schließt die Hoffnung auf volle Gemeinschaft die Hoffnung auf ein Papsttum unter dem Evangelium, im Rahmen der Erneuerung aller unserer Kirchen, ein" (EEKat 908). Noch strittig ist das "Wie"; zur Verständigung darüber hat Johannes Paul II. In seiner Ökumene-Enzyklika gebeten (Uus 95 f.; dazu H. Schütte (Hrsg.), Im Dienst der einen Kirche).

- Die Kirche ist heilig, weil Christus im Heiligen Geist durch Wort und Sakrament heiligt; im Blick auf die zu ihr gehörenden Menschen ist sie Kirche der Sünder. Sie bedarf stets der Reinigung und Erneuerung.

- Die Kirche ist katholisch. Sie verkündet das ganze Evangelium allen Menschen aller Zeiten in aller Welt. Luther hat das Fremdwort katholisch durch "christlich" ersetzt, es nicht polemisch verneint.

- Die Kirche ist apostolisch. Sie ist auferbaut auf dem Fundament der Apostel und Propheten (Eph 2,20), steht in der Nachfolge des Glaubens und der Sendung der Apostel (Successio apostolica). Wenn sich Nachfolge im Glauben der Apostel als gemeinsam erweist, ist man evangelischerseits zur Aufnahme des Zeichens der apostolischen Nachfolge bereit (L-RK, Das geistliche Amt, 66), was nach der Porvooer Feststellung 1996 seitens Lutherischer Kirchen geschah, ähnlich 2001 in Amerika.

Die Kirche auf dem Weg zum vollendeten Reich Gottes

Als Gemeinschaft der Hoffnung betet sie um sein Kommen in Herrlichkeit: "Dein Reich komme!" Sie ist gesandt, allen Christus, das Heil, zu verkünden.

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Heinz Schütte: Kleiner Ökumenischer Katechismus. Fünfte, aktualisierte und ergänzte Auflage, © Johannes-Verlag Leutesdorf 2001, S. 27 - 29. - Mit kirchlicher Druckempfehlung des Ständigen Vertreters des Diözesanadministrators (Bistum Trier), Nr. 1/12001 vom 21. März 2001, i.A. Prof. Dr. Maximilian Hommens.