Frage: Die Bewegung des sogenannten Synodalen Weges scheint auf eine Trennung der deutschen Ortskirchen von der Römisch-Katholische Kirche hinauszulaufen. Sehen Sie gleichwohl eine Möglichkeit, dass diese neue Kirche in Kirchen- und Eucharistiegemeinschaft mit der römischen Kirche verbleibt, so dass auch dieses neue Patriarchat oder diese neue Kirche den Papst als geistliches Oberhaupt anerkennen …Mehr
Frage: Die Bewegung des sogenannten Synodalen Weges scheint auf eine Trennung der deutschen Ortskirchen von der Römisch-Katholische Kirche hinauszulaufen. Sehen Sie gleichwohl eine Möglichkeit, dass diese neue Kirche in Kirchen- und Eucharistiegemeinschaft mit der römischen Kirche verbleibt, so dass auch dieses neue Patriarchat oder diese neue Kirche den Papst als geistliches Oberhaupt anerkennen könnte?
Kardinal Müller: Der sog. Synodale Weg hat mit der Bildung der alten Patriarchatskirchen nicht das Geringste zu tun. Ursprünglich wurden die von Petrus gestifteten Kirchen (Antiochien, Alexandrien durch den Petrusschüler Markus, Rom) als Patriarchate bezeichnet. Später kamen aus politischen Gründen Konstantinopel hinzu und aus Reverenzgründen Jerusalem. Dann haben sich die orthodoxen (autokephalen) Nationalkirchen den Titel Patriarch für den leitenden Bischof reserviert. In Deutschland geht es aber um den Versuch, die katholischen Institutionen, die Kirchensteuer und den Gebäudebestand für eine Organisation, die den katholischen Glauben in seinen wesentlichen Elementen aufgegeben und den Boden der Offenbarung definitiv verlassen hat, in Besitz zu nehmen. Das Taufbekenntnis ist durch den Götzen der heidnischen LGBT-Ideologie ersetzt. Statt zum Kreuz Christi aufzuschauen und die Siegesfahne des Auferstandenen der Menschheit voranzutragen, ziehen die Protagonisten der Deutsch-Synodalen die Regenbogenfahne hoch, die eine öffentliche Absage an das christliche Menschenbild darstellt. Sie haben das Glaubensbekenntnis durch das Bekenntnis zu den Götzen einer neu-heidnischen Religion ersetzt. ....
Es ist daher völlig abwegig, zu meinen, ein Konzil oder ein Papst könnten ein früheres Dogma aufheben oder zum Beispiel festlegen, dass zur Natur des Weihesakramentes nicht die Voraussetzung des männlichen Geschlechts seines Empfängers gehört oder dass zwei Personen des gleichen Geschlechts eine natürliche Ehe, also eine Ehe von Ungetauften, oder eine sakramentale Ehe, also eine von zwei Getauften, eingehen können oder – um ein weiteres Beispiel zu nennen – dass der Segensgestus über ein gleichgeschlechtliches Paar eine positive Wirkung bei Gott hat, der in seinem Schöpfungswillen Mann und Frau als Ehepaar gesegnet hat (Gen 1, 28). Im Extremfall könnte ein Papst als Privatperson zum Häretiker werden und verlöre damit automatisch sein Amt, wenn der Widerspruch zur Offenbarung und zur dogmatischen Lehre der Kirche evident ist.
Wir haben sogar in Glaubensfragen ein Beispiel, wie Paulus dem Petrus ins Angesicht widerstand, als dieser sich in der „Wahrheit des Evangeliums“ eine gefährliche Zweideutigkeit erlaubte (Gal 2, 11-14). Unsere affektive und effektive Anhänglichkeit an den Papst und an unseren Bischof oder Pfarrer hat nichts mit dem unwürdigen Personenkult weltlicher Autokraten zu tun, sondern ist die brüderliche Liebe zu einem Mitchristen, dem ein hohes Amt übertragen wurde. An diesem kann er auch scheitern. Darum fördert eine liebevolle Kritik die Kirche mehr als eine servile Heuchelei. ....
Das beste Mittel, wie wir dem Papst und den Bischöfen beistehen können, ist aber unser Gebet. Wir vertrauen auf Jesus, den Herrn der Kirche, der zu Simon, dem Felsen, auf den er seine Kirche bauen wird (Mt 16, 18) vor der Passion sagte: „Simon, Simon, siehe, der Satan hat verlangt, dass er euch wie Weizen sieben darf. Ich aber habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht erlischt. Und wenn du dich bekehrt hast, dann stärke deine Brüder.“ (Lk 22, 32).