Erzbischof Lefebvre hat Recht – und Papst Franziskus auch! Von Matthias-Severin Püttinger

Mittlerweile schäme ich mich für das Unrecht, dass ich der Piusbruderschaft angetan habe, die ich bis vor kurzem immer kritisiert und verurteilt habe. Ich war eher ein „Ratzingerianer“. Wenn es anders nicht ging, besuchte ich die Neue Messe, obwohl Pius gleich um die Ecke war. In meiner Naivität dachte ich, das letzte Konzil wäre durch eine Brille der Tradition katholisch interpretierbar.
Ich glaubte, das Zweite Vatikanum hätte keinen Bruch verursacht und dass ein solcher "Bruch" nur von den ganz liberalen und den ganz konservativen herbeigeredet worden wäre, während die römischen Hirten sozusagen ganz unterschiedliche Schafrassen weiden würden. Ich dachte, dass alle Platz beim Hirten hätten, der ihnen ein römisches Dach überm Kopf vermitteln würde.
In meiner Einfalt glaubte ich sogar, dass es nur einen Ritus in zwei Ausdrucksformen gebe: ordentlicher Ritus, ausserordentlicher Ritus, eben das, was uns Papst Benedikt XVI. in Summorum Pontificum - Schnee von gestern - lehrt bzw. gelehrt hat. Ich ging jahrelang zur Indultmesse und mied dabei die Piusbruderschaft. Für mich war das einfach eine besonders gute Liturgie – ohne dass ich all die Unterschiede wirklich begriffen hätte, die sie zum Ausdruck bringt.
Zwar habe ich in meinem Freundes- und Bekanntenkreis auch Leute die zu Pius gehen. Ich muss gestehen, dass mir nie ein Unterschied zu Pius- und Petrusleuten aufgefallen wäre, oder zu denen die diözesane Indultmessen besuchen. Aber ich war natürlich gegen die Piusbruderschaft und konnte die Haltung des Erzbischofs nicht verstehen, wegen der Spaltung.
Doch nun spricht Papst Franziskus selbst davon, daß es zwei Gruppen gebe: jene, die sich als „die Kirche“ sehen, und jene, die sich als „die wahre Kirche“ sehen. Bislang habe ich solch eine Zweiteilung für einen Fanatismus einiger Extremisten gehalten. Doch nun habe ich erkennen müssen: Diese tiefe Spaltung gibt es sogar im Kopf des Papstes!
Da gibt es einerseits jene, die das machen was die Kirche immer machte, und auf der anderen Seite jene, die alles verändert haben, und die alles was dabei nicht laut "Hurrah" schreit einfach nur vernichten wollen. Franziskus sagt ja selbst: Das sind zwei unterschiedliche, getrennte Gruppierungen, die nicht unter dem selben Dach und nicht unter demselben Hirten leben können.
Erzbischof Lefebvre hatte also doch recht, wenn er „Rom“ und das „ewige Rom“ unterschied, und davor warnte zu glauben, beide seien miteinander versöhnbar. Ich habe nun mittels einer harten Lektion lernen müssen, daß er damit doch recht hatte.
Mir ist das alles neu, aber wenn Papst Franziskus es selber sagt, daß ich eigentlich nicht existieren dürfte, daß es so jemanden wie mich gar nicht erst geben dürfte, muss ich das wohl akzeptieren. Ich muß verschwinden. Für mich ist kein Platz in der "Konzilskirche" - wie Paul VI. das nach dem Zweiten Vatikanum entstandene Gebilde nannte.
Beide haben also recht: Papst Franziskus, wenn er von der gespaltenen Kirche spricht, und Erzbischof Lefebvre wenn er feststellt, daß diese beiden Teile miteinander in unversöhnlichem Streit liegen.
Ich werde mich also in Zukunft der Priesterbruderschaft St. Pius X. anschließen, dort noch vieles lernen dürfen was mein Glaubensleben bereichern wird. Schon jetzt habe ich gemerkt, daß ich dort nicht als ein „schwarzes Schaf“ gesehen werde, das abtrünnig war, sondern als verlorener Sohn der heimgekehrt ist, und für den ein großes Fest bereitet wird. Dafür bin ich Papst Franziskus auch dankbar.