Gloria Global am 22. Juni 2020

Selbstdemolierung der Kirche

Der österreichische Publizist Wolfram Schrems analysiert in der jüngsten Ausgabe des „Attersee-Reports“ die „(Nicht-)Rolle der Kirche“ im Corona-Lockdown. Er kritisiert die Bischöfe, weil sie sogar noch vor den amtlichen Maßnahmen – Zitat - „wohl in Abstimmung mit der Regierung oder auf deren Befehl“ den Katholiken die Sakramente geraubt und sie auf eine Art Gesundheitsreligion eingeschworen haben. Schrems spricht von einer „Selbstdemolierung“ der Kirche und einer „neo-josephinischen Staatshörigkeit auf Kosten der Glaubenssubstanz“. Die Kirche habe jetzt kaum noch eine Bedeutung für die Leute.

Vatikan als Partner linker Oligarchen

Schrems identifiziert das Zweite Vatikanum als Vorgeschichte für den Seelsorgestillstand der Fasten- und Osterzeit 2020. Beim Konzil sei mit einer präzedenzlosen Huldigung der weltlichen politischen Macht begonnen worden. Zitat: „Die Vereinten Nationen und schwerreiche linke Oligarchen gelten dem Vatikan nunmehr als Partner im Aufbau einer ‚brüderlichen‘ – und neuerdings ‚klimafreundlichen‘ Welt.“

Hermeneutik der Kontinuität

Schrems analysiert weiter, dass die Änderung der Liturgie 1970 eine Trivialisierung des sakramentalen Lebens bewirkte. Die Sakramente seien den Empfängern seither unabhängig von ihrer Disposition nachgeworfen worden. Zitat: „Unwürdige Gemeindemessen, peinliche Firmungen und komische Hochzeiten wurden zur Regel.“ Und: „Was verramscht wird, kann nichts wert sein.“ Als Tiefpunkt der Entwicklung seit der Liturgiereform sieht Schrems das Apostolische Schreiben „Amoris Laetitia“ von 2016, das zum Sakrileg an Eucharistie und Ehe aufrufe.

Am Ende steht die Verzweiflung

Als Hauptursache für den kirchlichen Verfall ortet Schrems die Unterdrückung der Lehre über die Hölle. Wenn alle in den Himmel kommen, dann ist alles egal und jedes Handeln gleich-gültig. Daraus folge erstens ein Bewusstseinszustand der Langeweile und zweitens die Öffnung für die Unmoral und das Verbrechen. Dennoch würde der Mensch ein Gespür für das Böse, Falsche und Unwürdige behalten. Sinnlosigkeit und Gewissensbisse endeten in der Verzweiflung und – wie bei der Corona-Ausgangssperre - in einer Anfälligkeit für propagandistische Panikkampagnen.

Ewiges Höllenfeuer oder eiskalte Machtpolitik

Schrems‘ Fazit: Wenn die Lehre der letzten Dinge entkernt ist, dann drängt das Weltliche mit aller Macht an dessen Stelle. Es äußere sich als Götze insbesondere in der Form ungebremster politischer Machtausübung. Die Kirchenführer hätten die Hölle abgeschafft, von einem integrierten Gesamtjenseits phantasiert und sich „auf nichts anderes mehr als auf das Irdische, das heißt auf Machtpolitik“ fokussiert.