Eifelpfarrer steht gegen Homo-Propaganda auf
Screenshot: TV
Mit solchen Netz-Beiträgen hat Georg Müller Diskussionen ausgelöst.
Wegen umstrittener Äußerungen zu Homosexualität hat der Pfarrer von Waxweiler jetzt ein Problem. Wie es dazu kam.
Von Christian Altmayer
WAXWEILER | Der Beitrag, der den Ärger auslöst, enthält zwei Fotos. Auf dem ersten Bild: eine Gruppe Dragqueens, bunt kostümierte Travestie-Künstler, mit dem Hinweis: „Das will die EU schützen.“ Die zweite Aufnahme zeigt spielende Mädchen und Jungs, die durch ein Feld laufen. Darüber steht: „Das will Ungarn schützen.“
Veröffentlicht hat den Post Georg Josef Müller, Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft Schönecken-Waxweiler. Und er hat damit auf seinem Facebook-Profil nicht nur eine Flut von Kritik ausgelöst, sondern sich auch ein Gespräch mit dem Bistum eingehandelt. Der besagte Beitrag vom 27. Juni sollte ein Statement des Pfarrers zu einem umstrittenen ungarischen Gesetz sein. Dieses sieht unter anderem vor, Sexualität aus Schulbüchern, Filmen und Werbung zu verbannen, die von der Heteronormativität abweicht. Mit der neuen Rechtsprechung, argumentieren Gesetzesgegner, sollen Homosexuelle und Transsexuelle aus den Medien und somit an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden.
Doch während etwa Ursula von der Leyen, Präsidentin der EU-Kommission, das Gesetz als „Schande“ betitelte, spricht sich Pfarrer Müller mit dem Post für die ungarische Verordnung aus. Die zwei Bilder suggerieren für manchen, dass man Kinder vor Homosexuellen schützen müsse.
Doch was treibt den Mann an? Auf TV-Anfrage erklärt sich der Priester. Es sei ihm, schreibt er, bei der Weiterleitung „dieses leider sehr plakativen Bildes“ nicht darum gegangen, „eine Gruppe von Menschen zu beleidigen oder Ähnliches“. Er wüsste gar nicht genau, was die Ungarn genau beschlossen hätten: „Nur, dass Ungarn die LGBT-Propaganda nicht unterstützt, was ich begrüße.“
Man habe das Bild aber „verschiedentlich missdeutet, als würde die Kirche oder ich Menschen, die homophil empfinden, ablehnen. Das ist, wer die Kirche ernst nimmt und sich mit ihren Aussagen beschäftigt, nicht der Fall.“ Daher habe Müller sich auch darüber gewundert, „welche Wellen das Bildchen geschlagen hat.“
Wellen geschlagen hat „das Bildchen“ in der Tat. Sie reichen bis nach Trier. Denn wie auf Anfrage beim Bistum zu erfahren ist, hat man nicht nur eine klare Haltung zu den Beiträgen des Waxweiler Pfarrers. Die Verantwortlichen haben den Geistlichen auch zum Gespräch gebeten, nachdem man durch „eine kritische Rückmeldung“ von dessen Facebook-Aktivität erfahren habe.
„Die Posts entsprechen in keiner Weise der Haltung des Bistums. Dem Bistum geht es um geschlechtersensibles pastorales Handeln“, schreibt Pressesprecherin Judith Rupp: „Aus diesem Grund haben die Personalverantwortlichen bereits das Gespräch mit Pfarrer Müller gesucht und ihn darauf hingewiesen, dass solche plakativen, undifferenzierten und abwertenden Äußerungen spalten und Unfrieden bringen.“
Zwar respektiere man die freie Meinung des Eifelers: „Gleichwohl ist er aber als Priester des Bistums und in seiner Funktion als Pfarrer erkennbar. Deshalb zieht die Kirche eine Grenze da, wo ein Priester sich entgegen der kirchlichen Lehre äußert.“ Denn dem Kirchenrecht nach sei er „verpflichtet, den Frieden und die Einheit so weit als möglich zu wahren und zu fördern“ .
Ähnlich sahen das die meisten Facebook-Nutzer, die Müllers Beitrag kommentierten. Es gab mehr als 60 Wortmeldungen. So schreibt eine Nutzerin: „Pfui, und das von einem Mann der Kirche. Aber wen wundert es bei dieser Institution, die vor Verlogenheit und Doppelmoral nur so strotzt? Wer schützt denn die armen Kinder vor den pädophilen Verbrechern, die Ihre Kollegen sind?“ Nur vereinzelt gibt es Zuspruch für den Pfarrer, wenn etwa ein Mann schreibt: „Wo andere sich lieber hinter einer fragwürdigen politischen Korrektheit verstecken und eine außer Kontrolle geratene Beliebigkeit mit Toleranz verwechseln, da vertrittst Du offen und ehrlich Deinen Standpunkt.“
Müller selbst habe diese Rückmeldungen nach ein paar Tagen gar nicht mehr gelesen, meint er. Er räumt aber inzwischen ein, dass es wohl „nicht klug“ gewesen sei, ein solch kontroverses Bild weiterzuleiten, ohne über die Folgen nachzudenken. Beim Bistum habe man zwar nicht versucht, auf seine Beiträge einzuwirken. Aber die Verantwortlichen hätten ihm im Gespräch gesagt, „dass dieses undifferenzierte Post bei manchen Menschen als ein Angriff verstanden werden könne und die sich dadurch abgelehnt fühlen könnten“. Und dass man in Trier eindeutig anderer Meinung sei.
Ob der Priester danach seine Ansichten zur Homosexualität überdacht hat? Dazu erklärt er, er habe keine Probleme mit homosexuellen Menschen, aber er erkenne eine „Ideologisierung der Diskussion“, die Gefahren für Kinder und Jugendliche mit sich bringe. „Die Schöpfungsordnung und die Gebote Gottes sind dafür entscheidend, dass wir uns nicht nach Befindlichkeiten richten können, sondern unseren Gott, dem wir verpflichtet sind, ernst nehmen“, schreibt Müller: „Die Kirche hasst die Sünde, aber liebt den Sünder und will ihm helfen, den Weg zum ewigen Heil zu finden.“ Ob er mit den Sündern Homosexuelle meint, die wieder auf den rechten Weg gebracht werden sollten, ließ er offen.
Info
Haltung des Bistums zur Homosexualität
Das Bistum Trier geht nach eigenen Angaben „respektvoll und wertschätzend mit Menschen in gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften“ um. Das äußert sich auch darin, dass viele hiesige Priester auch homosexuelle Paare segnen — obwohl dies vom Vatikan verboten wurde. Pfarrer Georg Müller lehnt dies ab, wie er auf TV-Anfrage erklärt, „weil hier für viele der Eindruck entstehen kann, als segnete man eine Beziehung wie ein Brautpaar in der Ehe, und man würde geradezu ein Scheinsakrament spenden“. Anders äußert sich der Trierer Generalvikar Ulrich Graf von Plettenberg über die Intervention aus Rom. Er teile das „Unverständnis bis hin zum Entsetzen“ mit vielen Gläubigen, ließ er verlauten. (Quelle "Trierischer Volksfreund")