KÖK #19 Die Ehe

Sie ist von Gott, dem Schöpfer, begründet und von Jesus Christus bestätigt; als Abbild der Liebe Christi zur Kirche ist die Ehe ein Mysterium, ein tiefes Geheimnis. - Nach orthodoxer, katholischer, …Mehr
Sie ist von Gott, dem Schöpfer, begründet und von Jesus Christus bestätigt; als Abbild der Liebe Christi zur Kirche ist die Ehe ein Mysterium, ein tiefes Geheimnis.
- Nach orthodoxer, katholischer, anglikanischer und altkatholischer Auffassung ist die Ehe ein Sakrament. Der ökumenische Dialog hat "eine im tiefsten gemeinsame Sicht der Ehe" erbracht.
- Für das Zustandekommen der Ehe ist das gegenseitige Ja der Partner notwendig; sie wird als Sakrament durch den Segen des ordinierten Amtsträgers vollendet.
- Zur christlichen Ehe gehört die Bereitschaft zu personaler Liebe und Partnerschaft, zu Fruchtbarkeit und verantwortlicher Elternschaft, zu bleibender Treue.
- Die Ehe ist – entsprechend dem Vorbild der Liebe Christi zur Kirche – Gemeinschaft und Einheit von Mann und Frau auf Lebenszeit, unauflöslich.
Christus hat die Heiligkeit und Unauflöslichkeit der Ehe verkündet (Mt 19,6), aber ihre Auflösung wegen Unzucht zugestanden (Mt 5,32; 19,9). Dies wird orthodoxer- und altkatholischer-, …Mehr
Guntherus de Thuringia
Neue Jerusalemer Bibel, Einheitsübersetzung, Mit dem Kommentar der Jerusalemer Bibel, Herder Freiburg-Basel-Wien (11. Aufl.) 1985, S. 1411
Oenipontanus
Danke!
Bethlehem 2014
@Guntherus de Thuringia Danke! - So ähnlich hatte ich das auch noch im Hinterkopf. Allerdings glaub ich nicht ohne weiteres, daß es sich um eine Interpolation handelt; gerade die müßte man dann auch an den Parallelstellen erwarten. Es ist doch durchaus denkbar, daß es einfach so ist, wie es in den Evangelien steht: Jesus hat es mal (zur Verdeutlichung) mit der Klausel gesagt und mal ohne. - …Mehr
@Guntherus de Thuringia Danke! - So ähnlich hatte ich das auch noch im Hinterkopf. Allerdings glaub ich nicht ohne weiteres, daß es sich um eine Interpolation handelt; gerade die müßte man dann auch an den Parallelstellen erwarten. Es ist doch durchaus denkbar, daß es einfach so ist, wie es in den Evangelien steht: Jesus hat es mal (zur Verdeutlichung) mit der Klausel gesagt und mal ohne. - Wo ist das Problem?
Ich sehe eher ein Problem darin, einfach zu sagen, das sei ein späterer Zusatz. Damit kann man dann alle unbequemen Stellen einfach streichen, weil nicht "verba ipsissima Christi".
Guntherus de Thuringia
Ich mache mir darüber weniger Gedanken als früher. Die historisch-kritische Bibelexegese hat schon ihre Gründe. Für den Glauben maßgeblich sind jedoch die kanonischen Texte, wie sie uns vorliegen.
Oenipontanus
@Guntherus de Thuringia
Das schon, aber wenn der Text nicht eindeutig und damit in verschiedene Richtungen interpretierbar ist, ist uns mit dem kanonischen Text allein wenig geholfen.
Bei Mt 5,32 sind jedenfalls mehrdeutig und damit interpretierungsbedürftig die Worte λογος und πορνεια, dazu meiner bescheidenen Meinung nach auch noch das παρεκτος (weil ich von der Priorität der Peshittā …Mehr
@Guntherus de Thuringia
Das schon, aber wenn der Text nicht eindeutig und damit in verschiedene Richtungen interpretierbar ist, ist uns mit dem kanonischen Text allein wenig geholfen.

Bei Mt 5,32 sind jedenfalls mehrdeutig und damit interpretierungsbedürftig die Worte λογος und πορνεια, dazu meiner bescheidenen Meinung nach auch noch das παρεκτος (weil ich von der Priorität der Peshittā ausgehe).

In Mt 19,9 steht lapidar: μη επι πορνεια, was wörtlich heißt "nicht wegen Unzucht", was die Jerusalemer Bibel bereits unter tendenziösen Vorzeichen übersetzt (unabhängig von der Frage, was πορνεια genau bedeutet). Man könnte, auch wenn das nicht im Einklang mit dem "klassischen" griechischen Sprachgebrauch steht (der aber hinsichtlich des NT ohnehin keine Rolle spielt), den Ausdruck auch mit "auch nicht wegen Unzucht" übersetzen, also μη im Sinne von μηδε nehmen.
Guntherus de Thuringia
@Oenipontanus, und was folgt Ihrer Meinung nach aus dem so gedeuteten Befund für das, was Jesus hier sagen wollte?
Oenipontanus
Wenn, wovon ich ausgehe, auch die πορνεια-Worte aus Jesu eigenem Munde stammen, dann muss man sie meiner Ansicht nach zwingend im Sinne einer absoluten Unauflöslichkeit der Ehe verstehen, denn andernfalls hätte Jesus mit seinem Gebot bezüglich der Ehe ja nichts wirklich Neues gebracht, sondern allenfalls das alttestamentliche Ehescheidungsrecht ein wenig verschärft.
Wenn hingegen die besagten …Mehr
Wenn, wovon ich ausgehe, auch die πορνεια-Worte aus Jesu eigenem Munde stammen, dann muss man sie meiner Ansicht nach zwingend im Sinne einer absoluten Unauflöslichkeit der Ehe verstehen, denn andernfalls hätte Jesus mit seinem Gebot bezüglich der Ehe ja nichts wirklich Neues gebracht, sondern allenfalls das alttestamentliche Ehescheidungsrecht ein wenig verschärft.
Wenn hingegen die besagten Worte frühchristliche Glossen sein und im Sinne einer Ehescheidungsmöglichkeit aufzufassen sein sollten, dann würde das einen Bruch mit einem Gebot Jesu bereits in sehr früher Zeit bedeuten.

Im Übrigen wäre es gar nicht verwunderlich, wenn Christen schon früh das meiner Ansicht nach eindeutige Scheidungsverbot Jesu umgebogen hätten. Man betrachte dazu etwa auch das absolute Schwurverbot in Mt 5,33-37, das spätestens ab reichskirchlicher Zeit notorisch missachtet bzw. zurechtinterpretiert wurde.
Guntherus de Thuringia
Unsicherheiten um das Verständnis der Ausnahmeklausel bleiben. Wie haben die frühen Kirchenväter die Stelle verstanden?
Oenipontanus
Wenn es eine Klausel ist, ich bezweifle ja genau das! Aber Sie haben recht, solange man die Stellen unterschiedlich verstehen kann, bleiben Unsicherheiten.
Guntherus de Thuringia
Im Kommentar der Jerusalemer Bibel zu Matthäus 19,9 werden plausible Lösungsvorschläge für diese schwierige Stelle und Parallelstelle zur Bestätigung der traditionellen katholischen Lehre referiert. @Bethlehem 2014, @Oenipontanus
Bethlehem 2014
Liegt mir gerade nicht vor, glaube ich Ihnen allerdings ungelesen! 😉
Oenipontanus
@Guntherus de Thuringia
Könnten Sie bitte den Kommentar der Jerusalemer Bibel für uns abphotographieren oder zumindest dessen Lösungsvorschläge in kurzen Worten wiedergeben?
Guntherus de Thuringia
Ja. Kommt in Kürze.
Bethlehem 2014
"Christus hat die Heiligkeit und Unauflöslichkeit der Ehe verkündet (Mt 19,6), aber ihre Auflösung wegen Unzucht zugestanden (Mt 5,32; 19,9)."
Aha: dann brauch ich meine Frau also einfach nur zur betrügen, dann darf ich mich auch von ihr scheiden lassen? - Eine lächerliche, ja geradezu skandalöse Interpretation, die von keinem Christen ernstgenommen werden dürfte! - Nur die katholische (!) Kirche …Mehr
"Christus hat die Heiligkeit und Unauflöslichkeit der Ehe verkündet (Mt 19,6), aber ihre Auflösung wegen Unzucht zugestanden (Mt 5,32; 19,9)."
Aha: dann brauch ich meine Frau also einfach nur zur betrügen, dann darf ich mich auch von ihr scheiden lassen? - Eine lächerliche, ja geradezu skandalöse Interpretation, die von keinem Christen ernstgenommen werden dürfte! - Nur die katholische (!) Kirche hat nicht aufgehört, diese Bibelstelle korrekt zu interpretieren. Alle anderen haben sich dem modernen Zeitgeist verschrieben.
Oenipontanus
@Bethlehem 2014
Ich bin sachlich gesehen ganz bei Ihnen und denke auch, dass diese Interpretation der beiden Mt-Stellen falsch und absurd ist. Aber das Problem ist, dass diese Stellen, obwohl sie sehr kurz sind, sprachlich nicht ganz leicht verständlich sind und deswegen bereits in der Zeit der Kirchenväter Interpretationsprobleme bestanden, um es einmal vorsichtig auszudrücken.
Ich bin davon …Mehr
@Bethlehem 2014
Ich bin sachlich gesehen ganz bei Ihnen und denke auch, dass diese Interpretation der beiden Mt-Stellen falsch und absurd ist. Aber das Problem ist, dass diese Stellen, obwohl sie sehr kurz sind, sprachlich nicht ganz leicht verständlich sind und deswegen bereits in der Zeit der Kirchenväter Interpretationsprobleme bestanden, um es einmal vorsichtig auszudrücken.
Ich bin davon überzeugt, dass es sowohl vom griechischen als als vom syro-aramäischen Text des NT ausgehend Möglichkeiten gibt, die beiden Stellen im Sinne einer absoluten Unauflöslichkeit der Ehe zu interpretieren, aber ebenso weiß ich, dass diese Lösungsmöglichkeiten seit bereits sehr langer Zeit nicht mehr konsensfähig sind (was natürlich nichts über ihren Wahrheitsgehalt aussagt).
Bethlehem 2014
Lieber @Oenipontanus Wann war die Wahrheit je konsensfähig? - Was die sprachliche Fassung des Urtextes (es liegt ja keiner vor...) betrifft, ist das eine. Wir dürfen aber voraussetzen, daß Christus diese Stelle nicht von anderen losgelöst sehen wollte - und auch nicht von der Logik.
Oenipontanus
@Bethlehem 2014
Wie gesagt, der Sache nach bin ich ganz bei Ihnen! Aber die Geschichte der Auslegung dieser Stellen zeigt, dass die Sache nicht so einfach ist, wie sie scheint. Lesen Sie bei Gelegenheit dazu einmal das Buch: Anton Ott. Die Auslegung der neutestamentlichen Texte über die Ehescheidung. Münster i. W.: Verlag der Aschendorffschen Buchhandlung, 1911.
Bethlehem 2014
@Oenipontanus Danke für den Hinweis auf Ott - kannte ich nicht! Die "Problematik" dieser Stelle allerdings ist mir duchaus noch aus der Studienzeit bekannt. Damals sagte mein Dozent, man dürfe auch hier den gesunden Menschenverstand nicht ausschalten und nur den Wortlaut betrachten. -
Hat Anton Ott etwas mit Ludwig Ott zu tun? - Gilt auch für Anton der Spruch: "Mit Schott und Ott ganz flott zu …Mehr
@Oenipontanus Danke für den Hinweis auf Ott - kannte ich nicht! Die "Problematik" dieser Stelle allerdings ist mir duchaus noch aus der Studienzeit bekannt. Damals sagte mein Dozent, man dürfe auch hier den gesunden Menschenverstand nicht ausschalten und nur den Wortlaut betrachten. -
Hat Anton Ott etwas mit Ludwig Ott zu tun? - Gilt auch für Anton der Spruch: "Mit Schott und Ott ganz flott zu Gott!"??? 😇
Oenipontanus
Ich weiß leider nicht, ob Anton Ott mit Ludwig Ott verwandtschaftlich zusammenhängt.